Weltbild-Logistik wird nach Tschechien verlagert

Im März ist Schluss in Augsburg

17. Oktober 2016
von Börsenblatt
Die Weltbild-Logistik in Augsburg schließt am 31. März 2017 endgültig, teilte der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz auf einer Betriebsversammlung am vergangenen Donnerstag mit. Das berichtet der Weltbild Verdi Blog. Update: In einer Stellungnahme bestätigt Weltbild, dass die Auslieferung dann vom  tschechischen Bor aus erfolgt.

Für die Logistik, die nach der Übernahme von Weltbild durch die Droege Group in eine eigenständige Firma "Also Logistics Services" ausgegliedert wurde, arbeiten derzeit noch 280 von ehemals 1.000 Mitarbeitern, so Peter Fitz. Seit Oktober 2015 befindet sich Also Logistics Services im Insolvenzverfahren.

Die Gewerkschaft Verdi weist die Schuld der Geschäftsführung zu, diese sei "verantwortlich, dass ihr jetzt arbeitslos werdet", sagte Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck laut Weltbild Verdi Blog. Die Entscheidung von Weltbild, die Logistikdienstleistungen nach Tschechien auszulagern, habe das Ende der Logistik besiegelt. Die "Süddeutsche Zeitung" nennt als Standort Bor an der tschechisch-deutschen Grenze.

Der Betriebsrat habe erreicht, so Peter Fitz, dass alle Mitarbeiter bis Ende März bleiben dürfen, es keine Entlassungen vor der Schließung gebe. Zudem soll es Abfindungen geben. "Die Auszahlung erfolgt aber erst in einigen Jahren, wenn der Betrieb komplett abgerechnet sein wird", fährt Fitz fort. Weiter würden alle betroffenen Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft wechseln können, die bis Ende 2017 laufen soll. Die Spedition A. Schmid (mit Sitz in Gersthofen bei Augsburg), die einen Teil der Logistik-Dienstleistungen übernehmen wird, so der Weltbild Verdi Bolg, habe angeboten, einige wenige Mitarbeiter von Weltbild einzustellen. Laut "Süddeutscher Zeitung" soll die Spedition auch den tschechischen Standort betreiben. Andreas Schmid Logistik hat eine Niederlassung in Prag. Auf der Website wird bislang für Tschechien nur der Logistikstandort Kadan genannt.

Die Zukunft der Logistik-Immoblie mit Hochregallager, die einer anderen Unternehmen der Also-Gruppe gehöre, sei noch offen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" weiter. Nach Informationen der Zeitung würden die Hallen saniert und sollen künftig dem Versand von Elektroartikeln dienen.

Weltbild: "Weihnachtsgeschäft ist sichergestellt"

Weltbild betont in einer Stellungnahme, dass Also Logistics Services nicht zu Weltbild gehöre, sondern ein beauftragter Dienstleister ist, der bereits 2015 Insolvenz angemeldet habe. Weltbild habe die "die Also im Rahmen seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten weiter unterstützt, damit unsere Kunden bestmöglich beliefert werden. Das Weihnachtsgeschäft wird von Augsburg ausgeliefert und die Belieferung der Kunden ist sichergestellt."

Zugleich hätte sich Weltbild im Sinne einer zeitgemäßen, wettbewerbsfähigen und zuverlässigen Auslieferung um Alternativen kümmern müssen. "Ab Frühsommer 2017 wird die Auslieferung von Weltbild vom tschechischen Standort Bor nahe der deutschen Grenze betrieben", bestätigt Weltbild-Sprecherin Eva Großkinsky, "erste Sendungen wurden bereits ab Bor an unsere Kunden verschickt." Partner für die neue Auslieferung sei der mittelständische Logistikdienstleister Andreas Schmid Logistik aus Gersthofen bei Augsburg, mit dem Weltbild schon seit über 20 Jahren eng zusammenarbeite.

"Im Sinne eines guten Kundenservices bleibt die Retourenbearbeitung mittelfristig in Augsburg, sie wird ebenfalls durch die Andreas Schmid Logistik betrieben", fährt Großkinsky fort. "Dafür wird Andreas Schmid erfahrene Mitarbeiter der Also einstellen."

Fragen zu Mitarbeitern und Gebäude von Also Logistics Services beantwortet die Weltbild-Sprecherin nicht, verweist hier auf den zuständigen Insolvenzverwalter von Also Logistics Services, Frank Kebekus.

Hintergrund

Zum 1. Oktober 2015 war ein Insolvenzverfahren für die Also Logistics Services GmbH eröffnet worden. Im Dezember war dann der erste drastische Stellenabbau bekannt gegeben worden. Und im März dieses Jahres wurde dann gemeldet, dass die Logistik Ende 2016 geschlossen werden sollte. Nun geschieht dies drei Monate später.