Vito von Eichborn kritisiert das "Literarische Quartett"

"Sie haben keine Ahnung und informieren sich nicht mal"

13. Dezember 2016
von Börsenblatt
Dass die Kritiker des "Literarischen Quartetts" am vergangenen Freitag den US-Autor John Fante ins Rampenlicht rückten, findet Vito von Eichborn gut. Weniger zufrieden ist er u.a. mit dem Kenntnisstand des Quartetts in Sachen Aussprache von Autorennamen.

Darf man sich ärgern, wenn öffentliche Literaturprofis die Namen von Autoren falsch aussprechen?

Sein Ego ist halt größer als die Gegenstände seiner Bewunderung. Maxim Biller erklärt im Literarischen Quartett den Roman "1933 war ein schlimmes Jahr" von John Fante zum "Buch des Jahres". Ja, ein tolles Buch!

Dann schwadroniert er von Truman Capote – richtigerweise als Käpoutiieee ausgesprochen. Wer einst Kapote sagte, erntete mitleidige Blicke als Dumpfbacke. Doch nun, man halte sich fest, reden Biller und die gesamte Kritikerrunde von Fante wie Ente, statt Fäntiieee: Allesamt haben sie von diesem Autor nicht nur keine Ahnung, sondern informieren sich nicht mal im Netz. Der Mann ist gebürtiger Amerikaner!

Mag ja sein, dass unsere literarischen Vorturner noch nie von ihm gehört haben. Zum Hintergrund: 1990 schrieb der "Spiegel", Fante sei grade "der heißeste Tote von Hollywood". Bukowski sagte: "Fante ist mein Gott". Die "FAZ" verglich ihn mit Chandler und Hemingway. Doch erfolglos blieben alle Bemühungen, seine wunderbaren Romane durchzusetzen. Ob das nun Meister Biller gelingt?

Hierzulande haben zunächst die Kleinverlage Pohl'n'Mayer und der immer glaubwürdige Maro eine kleine Kultgemeinde um Bücher von John Fante geschaffen. Vor lauter Begeisterung für den Autor stieg der Eichborn Verlag ein und verlegte vier Fante-Titel. Allesamt erfolglose Flops. Nebenbei: Ebenso wie die erfolglose Werkausgabe von Richard Brautigan, der auch jedes Revival verdient hätte.

Alle liefen mit ihren Ausgaben ökonomisch gegen die Wand. Die landeten im Ramsch. Und jetzt? Wär doch toll, wenn dieser Einstieg des ja ohnehin wunderbaren Verlags Blumenbar belohnt würde! Übrigens ist's ein dicker Hund, dass der Moderator nie sagt, in welchem Verlag ein Buch erschien. Das verlangt der Respekt und die Informationspflicht, aber ihm ist wohl egal, wer sich da Mühe gibt.

Klingt es absurd, wenn ich hier jeder und jedem (!) jedes Fante-Buch zur Lektüre empfehle? Ich schwöre: Für unser kleines Menschenleben sind sie eine bleibende Bereicherung. Bukowski sagt richtig, sie sind "stark und gut und warm".

Als Provokateur von eigenen Gnaden ist Biller ja eine Wohltat, die Welt wäre ärmer ohne ihn. Aber ein bisschen Mühe oder Wissen würde nicht schaden, als Durchblicker muss er noch üben, denn als Rechthaber fehlt ihm noch viel. Ich empfehle die coole Gelassenheit, die sich nach der Lektüre aller Fante-Bücher einstellt.

Doch seien wir ihm dankbar, dass er diesem großartigen Autor eine neue Aufmerksamkeit verschafft hat.

Lest John Fante - Fäntiieee!