Auch Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller, Geschäftsführer der Osianderschen Buchhandlung, machte in seinem Grußwort keinen Hehl aus dem Ernst der Lage. Das abgelaufene Jahr sei ein schwieriges gewesen, das den Handel gleich durch eine Reihe rückläufiger Bewegungen herausgefordert habe: Sowohl die Kurven für Umsatz, für Absatz als auch für Kundenfrequenz in den stationären Läden zeigten nach unten. Für Riethmüller scheint klar: „Das Lesen bekommt immer mehr Konkurrenz durch andere Medien.“ Wichtig sei es nun, so der Tübinger Buchhändler, „nicht in einen Krisenmodus“ zu verfallen, sondern intelligente Anpassungsleistungen zu erbringen. „Wir alle müssen uns fragen: Was können wir noch besser machen?“ Es gelte, Bedingungen dafür zu schaffen, „dass Kunden gute Geschichten über uns erzählen können“.
Das Wegbrechen von Millionen Buchkäufern in den vergangenen Jahren steht für Alexander Skipis, den Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, an erster Stelle auf der Liste der besonders herausfordernden Themen für 2018 – noch vor der Sicherung der politischen Rahmenbedingungen, dem Einstehen für Meinungsfreiheit und der Auseinandersetzung mit „den neuen und alten politisch ganz Rechten“, die er ebenfalls auf die Verbandsagenda des noch jungen Jahres setzte.
Vor den Verlegern in München kündigte Skipis mit Blick auf die Käuferrückgänge an, dass nun zunächst die Zeit für Forschung, Analyse und genaues Verstehen gekommen sei. Die Arbeit ist bereits in vollem Gange. Eine erste Erkenntnis, die auch Chancen berge, laute: „Das Lesen als Erlebnis wird nach wie vor hoch geschätzt. Aber immer mehr Menschen sagen uns, sie kämen einfach nicht mehr dazu.“ Es sei überraschend zu sehen, „wie sehr die Leute unter dem ständigen Stress und der Zeitnot leiden, die ihnen die digitalen sozialen Medien verursachen“.
Ein ausführlicher Werkstattbericht zur Analyse des Käuferschwunds folgte dann durch die Marktforscherin des Börsenvereins, Jana Lippmann (siehe dazu den Bericht Der Buchmarkt verliert vor allem jüngere Käufer).