Interview mit den Verlegern Hubert Klöpfer und Gunter Narr

"Die kleine schwäbische Lösung"

20. Februar 2019
von Börsenblatt
Der Verlag Klöpfer & Meyer wird, wie berichtet, aufgelöst und von der Tübinger Wissenschaftsverlegerfamilie Narr unter dem Namen "Klöpfer, Narr" neugegründet. boersenblatt.net hat mit den Verlegern Hubert Klöpfer und Gunter Narr sowie Berater Dieter Durchdewald über die Hintergründe gesprochen.

Sind Sie erleichtert, dass die Programme des Verlags nun doch weitergeführt werden?

Hubert Klöpfer: Unendlich! Wie schade wäre es gewesen, wenn die Programme untergegangen wären. Ich hätte mir allerdings nicht vorstellen können, dass ein Wissenschaftsverlag mit mir neu startet. Es ist fast eine Fügung.

Ungewöhnlich, dass ein Wissenschaftsverlag nun Belletristik macht: Wie kam es dazu?

Hubert Klöpfer: Ab und an gibt es das ja, wie beispielsweise bei Hanser. Wir haben nun eben die "kleine schwäbische Lösung" gefunden.

Gunter Narr: Wir hatten ja nach und nach den Wissenschaftsverlag erweitert, etwa mit UVK, und zuletzt hat im August der Narr Francke Attempto Verlag den expert Verlag mit 800 Titeln übernommen und als eigenständige GmbH weitergeführt. Damit haben wir auch unser Themenspektrum von Maschinenwesen über Elektrotechnik und Umwelt bis hin zu Kommunikation, Personalmanagement und Unternehmensführung ausgedehnt. Und als ich gehört hatte, dass Hubert Klöpfer – wir kennen uns ja gut – dringend eine Nachfolgeregelung sucht, habe ich überlegt. Der Verlag Klöpfer & Meyer hat ja Potenzial.

Sie hatten die Programme des belletristischen Verlags über die Jahre verfolgt?

Gunter Narr: Durchaus! Auch die Lesungen mit den Autoren. Programm und Verlag sind uns in der Denkweise und in der Art, wie wir produzieren, ähnlich. Das hat die Überlegungen natürlich forciert. Dann haben wir innerhalb der Familie diskutiert. Jetzt wird Hubert Klöpfer drei Jahre in dem neuen Verlag Klöpfer, Narr als programmgestaltender Mitgesellschafter weitermachen und dabei einen Lektoren neu aufbauen, damit der das Programm in seinem Sinne weiterführen kann.

Ihr Sohn Robert wird dem neuen Verlag als Geschäftsführer vorstehen – das heißt, bei Ihnen ist die Nachfolge gelöst?

Gunter Narr: Zum Glück! Robert ist jetzt 31 und wird von uns systematisch als Nachfolger aufgebaut, er ist Prokurist des Narr Francke Attempto Verlags und Geschäftsführer des expert Verlags. Er ist der Fachmann für alles Digitale und schaut, wo wir Synergien erzeugen können.

Dieter Durchdewald: Wir haben hier die glückliche Situation, dass ein Junior die Verantwortung übernimmt, das ist selten geworden. Er kümmert sich um Produktion und Controlling und schaut, welches Bild das Unternehmen in der Öffentlichkeit abgibt.

Herr Durchdewald, welche Funktion hatten Sie bei der Neugründung des Verlags?

Dieter Durchdewald: Ich hatte Narr Francke Attempto als Unternehmensberater schon die Übernahme und den Verkauf des expert Verlags begleitet und habe auch hier den Prozess begleitet und moderiert. Es ging darum, den Verlag nicht zu filettieren, sondern seine Substanz zu erhalten.

Wie sehen die rund 160 Klöpfer & Meyer-Autoren die Neugründung?

Hubert Klöpfer: Die ersten Mails zeigen ganz klar, dass sie froh über diese Lösung sind. Denn das bedeutet ja auch, dass es nach dem Frühjahrsprogramm, das ausgefallen ist, nun mit dem Herbstprogramm unter neuem Namen weitergeht. Unser kleines Team zieht von der Herrenberger Straße zu den Narr-Verlagen in den Stadtteil Hirschau, und dann geht es los. Bereits im Juli soll das erste Buch erscheinen: "Heimat – kann die weg?" der baden-württembergischen Landtagspräsidentin Muhterem Aras.