Interview mit Peter Kraus vom Cleff, Vizepräsident der FEP

"Die EU, hautnah"

2. Mai 2019
von Börsenblatt
Politik wird in Brüssel gemacht: Junge Verlagskräfte sollen deshalb die Arbeit auf EU-Ebene kennenlernen. Peter Kraus vom Cleff über das neue FEP-Projekt Young Publishing Professionals in Brussels (YPPiB).      

Im Rahmen des Programms YPPiB wollen Sie junge Verlagskräfte nach Brüssel einladen. Braucht der europäische Verlegerverband FEP mehr Unterstützung durch die jüngere Verlegergeneration?
Unbedingt! Es gilt, überall die nächste Generation an Bord zu holen und Stück für Stück das Ruder zu übergeben. Es braucht ein Verständnis in den jeweiligen Verleger- und Buchhändlerverbänden der EU-Mitgliedstaaten für die Erfordernisse und Aufgaben unserer europäischen Interessenvertretung.

Geht YPPiB auf Ihre Initiative zurück?
Ja, die Idee kam uns – Jessica Sänger und Kristina Kramer vom Börsenverein und mir – beim kreativen Grübeln über die strategischen Weiterentwicklungsmöglichkeiten mit dem europäischen Verlegerverband FEP. Wir freuen uns sehr, dass die anderen FEP-Mitglieder die Idee so begeistert aufgegriffen haben.

Wie groß schätzen Sie das Interesse junger Verlegerinnen und Verleger an europäischen Themen ein?
Da es um die langfristige Existenzsicherung und Stärkung der europäischen Kulturwirtschaft geht – und um die Bildung eines Gegengewichts zu den massiven Lobbyingaktivitäten der großen Internetkonzerne und -plattformen –, darf wohl ein Interesse der jungen Verleger*innen unterstellt werden.

Wissen die jungen Kollegen, dass in Brüssel die Musik spielt, wenn es um den Rechtsrahmen ihrer Arbeit geht?
Hier dürften die Entwicklungen der letzten Monate vielen die Augen geöffnet haben – nicht nur die Debatten rund um die Urheberrechtsrichtlinie, sondern beispielsweise auch das Thema reduzierter Mehrwertsteuersatz für E-Books. Außerdem bietet die europäische Union sehr wichtige Förderprogramme an, die junge Verlagsmenschen unbedingt kennenlernen sollten, etwa zur Übersetzungs- oder Innovationsförderung.

Geht es neben Wissensvermittlung vor allem um Networking?
Genau! Einander kennenzulernen, die faszinierende publizistische Vielfalt und die mannigfaltigen verlegerischen Herausforderungen in den verschiedenen EU-Mitgliedsländern hautnah und lebensecht durch Verlagskolleg*innen kennenzulernen – das dürfte verbinden und den Grundstock für ein künftiges Miteinander legen. Rund um die Verleihung des Literaturpreises der Europäischen Union im spektakulären Brüsseler Kulturzentrum Bozar bieten wir ein attraktives Programm für die jungen Verlagsmenschen an, kümmern uns vor Ort um die Gruppe und erwarten nur, dass der jeweils entsendende Verlag die Reisekosten übernimmt.

Warum ist das Geld gut angelegt?
Weil europäische Themen gerade für unsere Branche äußerst vielfältig, spannend und wichtig sind. Das Projekt YPPiB soll in der gesamten Branche die Lust an europäischen Themen wecken. Mein Appell an die Kolleginnen und Kollegen in den Verlagen: Schauen Sie bitte, wer von Ihren jungen Hoffnungsträgern Führungspotenzial und Interesse an europäischen Themen hat. Es würde mich sehr freuen, wenn wir schon bei der ersten Ausgabe des YPPiB mit zwei Teilnehmer*innen aus dem Kreis der Börsenvereinsmitglieder vertreten sein könnten!

Was ist YPPiB?

Projekt: Young Publishing Professionals in Brussels, kurz  YPPiB, ist ein Projekt des europäischen Verlegerverbands Federation of European Publishers.

Termin:
Vom 23. bis zum 25. September stellt die FEP jungen europäischen Verlagsmenschen die Arbeit in Brüssel und die EU-Institutionen vor. Ein Programmpunkt: die Verleihung des Literaturpreises der Europäischen Union (EUPL) am 23. September.

Teilnehmerzahl:
Jedes FEP-Mitglied (und damit auch der Börsenverein) kann zwei junge Verlagsmenschen (bis 35 Jahre) entsenden.

Ansprechpartnerin:
Kristina Kramer vom Börsenverein (k.kramer@boev.de)

Bewerbungen:
aus der Mitgliedschaft, bis Ende Mai, mit tabellarischem Lebenslauf und kurzem Empfehlungsschreiben