Die 57.Stuttgarter Buchwochen vom 15. November bis 9. Dezember

Vom Klima-Knigge zur Weinprobe

7. November 2007
Redaktion Börsenblatt
Wenn es kalt wird, dreht man die Heizung hoch. Geht das Bier aus, setzt man sich ins Auto und fährt zum Getränkehändler. Das kostet Energie – und führt letztlich zum Treibhauseffekt. Wie verhält man sich aber richtig, ohne verzichten zu müssen?
Das erläutert Rainer Grießhammer in seinem Buch „Der Klima-Knigge“, das mit Tipps aufwartet, wie man die Erderwärmung bremsen kann – ohne sich allzu sehr bescheiden zu müssen. Früher wäre einer wie Grießhammer in die linke Ecke gestellt und belächelt worden, inzwischen ist das Thema nicht nur salonfähig, sondern auch brisant. Deshalb haben die 57. Stuttgarter Buchwochen in diesem Jahr als Schwerpunktthema „Zukunft“ gewählt. Unter den 25.000 Büchern, die im Stuttgarter Haus der Wirtschaft ausgestellt werden, sind allein 600 Titel, die sich damit beschäftigen, was auf uns künftig zukommen könnte. Außerdem gibt es zahlreiche Veranstaltungen zur Zukunft: Der Meteorologe und Wettermoderator Ben Wettervogel spricht über „Die Zukunft unseres Klimas“, die Journalistin Iris Radisch stellt im Gespräch ihr Buch „Die Schule der Frauen. Wie wir die Familie neu erfinden" vor. Ein Thema, das die Stuttgarter derzeit besonders aufwühlt, ist das Projekt Stuttgart 21, bei dem die Bahnschienen unter die Erde gelegt und ein neues Stadtviertel entstehen soll – und man kann sicher sein, dass die Emotionen hoch schlagen werden, wenn Staatssekretär Rudolf Köberle, der Stuttgarter Baubürgermeister Matthias Hahn, der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer und der Architekt Roland Ostertag bei den Buchwochen über das Zukunftsprojekt Stuttgart 21 diskutieren werden, das eine Bürgerinitiative übrigens verhindern will. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Landesverband Baden-Württemberg und das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, die die Stuttgarter Buchwochen veranstalten, wollen ihr Programm also wieder nah an der Aktualität und den Fragen der Zeit verorten. Deshalb scheut man sich auch nicht vor Ausflügen ins Feuchtfröhliche. In der Reihe „Flüssiges am Donnerstag“ werden Weinproben und literarische Bierproben angeboten oder auch ein Abend zu Wein und Schokolade. Nicht nur Literaten, auch Winzer und Sommeliers gehören inzwischen fest zum Programm der Buchwochen. Das Gastland ist in diesem Jahr die Slowakei, deren erfolgreichster junger Nachwuchsautor Michal Hvorecky nach Stuttgart kommen wird. Sein Roman „City. Der unwahrscheinlichste aller Orte“ spielt in einer Art Supereuropa, das sich ganz dem globalen Kapitalismus verschrieben hat, seine Hauptfigur ist ein Mann, der von seiner Internet-Sucht loskommen will. Peter Pištanek führt den Leser in seinem ersten Buch „Rivers of Babylon“ dagegen in die Unterwelt von Bratislava, und auch Mária Bátorovás Roman „Da Vincis Codes“ spielt in der slowakische Hauptstadt und ihrem derzeitigen intellektuellen Milieu. Nicht nur Literaten,auch slowakische Literaturkritiker, Verleger und Musiker werden nach Stuttgart kommen. In der Reihe „Literatur zwischen den Kulturen“ lesen Juan Moreno, Wladimir Kaminer und Saša Staniši; und auch der Jungen Deutschen Literatur ist eine Reihe gewidmet. So werden Annette Mingels, Harriet Köhler und Jagoda Marinic lesen, während Ulf Stolterfoht ein „ethnologisches Gedicht“ vorstellt über die Geschichte eines Stuttgarter Stadtteils: Heslach, womit wiederum der Bogen gespannt ist von der Weltliteratur hin zur regionalen Identität. Und dann gibt es noch die Rubrik „,,,was Sie nicht verpassen sollten“, ein buntes Sammelsurium an Veranstaltungen. Nicht verpassen soll man Alice Schwarzer, die in ihrer Textsammlung „Die Antwort“ Antworten geben will darauf, was aus der Frauenemanzipation geworden ist und was Geschlechtergleichheit konkret heißt. Verpassen sollte man auch Alexa Hennig von Lange nicht, die ihren Gesellschaftsroman „Risiko“ vorstellen wird, während Antje Rávic Strubel aus „Kältere Schichten der Luft“ lesen wird. So soll bei den Stuttgarter Buchwochen, die vom 15. November bis 9. Dezember stattfinden und wieder mit 115.000 Besuchern rechnen, ein breites Spektrum abgedeckt werden, angefangen beim Kindertheater über Schülerfime bis zu Vorträgen zu Goethe, dem Glauben oder der Gesundheit des 50plus-Mannes. Ein neuer Publikumsmagnet könnte die Stuttgarter Lange Kriminacht werden – zumal sich Stuttgart mit seinen vielen Krimiautoren wie auch Lesungen zu einer heimlichen Krimi-Hochburg entwickelt. Bei der Langen Kriminacht werden sich die Autoren wie Ingrid Noll und Gudrun Weitbrecht auf mehrere Räume verteilen, während die Besucher Stunde um Stunde den Ort wechseln. ADRIENNE BRAUN