Ingke Brodersen und ihre beiden Partner bei Booklett sind tief enttäuscht über Ihren angekündigten Rückzug aus der Partnerschaft. Haben Sie dafür Verständnis?
Haußmann: Wenn sich Partner trennen, insbesondere wenn der Stärkere sich vom Schwächeren trennt, kommt immer Enttäuschung auf. Natürlich ist das verständlich.
Das Booklett-Trio weist den Vorwurf von sich, seine Programm-Entwicklung entspreche nicht den Verabredungen für ein junges Wissensbuch-Profil.
Haußmann: So ist es aber. Und das berührt den Kern unseres Problems mit dem Verlag. Wenn wir uns gestern entschieden haben, ein Auflösungsverfahren einzuleiten, dann gerade deshalb, weil wir nicht erkennen können, dass Booklett sich als Wissensbuch-Verlag positioniert, sondern als Sachbuch-Verlag, der auch Bücher macht, die man im weiteren Sinn als Wissensbücher betrachten könnte. Wir wollten allerdings einen Partner haben, der unser Bildungs-Portfolio um eine clever gemachte Wissensecke ergänzt. Das ist nur in kleinen Teilen gelungen.
Die Berliner beklagen auch, dass durch Kletts frühen Rückzug erheblicher Schaden entsteht: sowohl ein Image-Schaden für die Autoren und beide beteiligten Partner als auch ein ökonomischer Schaden, weil man in der Programmentwicklung bereits bis zum Frühjahr 2009 geplant habe. Nachvollziehbar für Sie?
Haußmann: Absolut. Wir mussten abwägen, ob wir uns hier weiter ökonomisch engagieren wollen, ohne inhaltlich überzeugt zu sein, oder ob wir den Imageschaden aus einem Rückzug, der ja in Teilen auch uns trifft, in Kauf nehmen wollen. Wir haben uns dafür entschieden, unseren Konzern klar als Bildungskonzern zu führen. Ein Verlag, der auch im weiteren Sinn dazu nicht passt, liegt außerhalb unseres strategischen Engagements.
Die drei Booklett-Verleger werfen Ihrem Haus auch vor, unfair behandelt zu werden bis hin zum Wortbruch. Immerhin hätten Sie und auch Michael Klett den Berlinern versichert, ein Partner mit langem Atem sein zu wollen.
Haußmann: Um Wortbruch handelt es sich jedenfalls nicht. Beide Partner sind einen Vertrag eingegangen. Wir haben unsere finanziellen Verpflichtungen in 2007 übererfüllt. Dass die drei mit der Perspektive einer längerfristigen Zusammenarbeit ans Werk gegangen sind, steht außer Zweifel. Und dass die drei richtig gute Leute sind, steht auch außer Zweifel. Aber Wortbruch halte ich für eine zu starke Vokabel. Wenn etwas sich nicht so entwickelt, wie beide Partner sich das vorgestellt haben, sondern wenn es auseinander läuft, dann muss auch derjenige, der nicht zufrieden ist, die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen ohne dass ihm am Ende der moralische Vorwurf gemacht wird.
Als Sie den Tropen-Deal für Klett-Cotta eingefädelt haben: War das schon der Sargnagel für Booklett? Tom Kraushaar und Michael Zöllner könnens schließlich selbst
Haußmann: Die Themen haben überhaupt nichts miteinander zu tun. Klett-Cotta hat eine völlig eigene Perspektive. Der Verlag ist ein eigenes Engagement im Kulturbereich von Klett. Dort erscheinen Sachbücher, die zu Klett-Cotta passen. Booklett sollte ein Wissensverlag werden als Verlängerung eines Bildungshauses.
Die Lücke, die Ihnen jetzt durch den Ausstieg bei Booklett entsteht, wird also nicht bei Klett-Cotta geschlossen?
Haußmann: Das war nie unsere Idee. Im Einzelfall entscheiden das im übrigen die beiden Verleger bei Klett-Cotta, die inhaltlich genauso unabhängig ihren Weg gehen können wie die Verleger von Booklett das auch konnten. Wir haben nicht geplant und planen nicht, jetzt bei Klett-Cotta das ursprünglich vorgestellte Booklett-Programm umzusetzen.
Ingke Brodersen bilanziert im boersenblatt.net-Interview bitter: Wir hatten einen Geburtsmakel nämlich den Umstand, dass Ihr inzwischen freigestellter früherer Vorstands-Chef Uwe Brinkmann die Booklett-Idee auf die Schiene gebracht hat. Ein Fall von Kollektivstrafe also?
Haußmann: Wir treffen unsere Entscheidungen nicht in dieser Weise emotional. Der Ausstieg bei Booklett ist eine reine Fachentscheidung.