Presseschau

Eichborn, Netz-Traffic

30. November 2007
Redaktion Börsenblatt
Uwe Wittstock kommentiert in der WELT die Eichborn-Misere und kommt zu dem Ergebnis, dass Verlage nichts für die Börse sind, sondern den guten alten Verleger brauchen, "der seine Programmentscheidungen selbst trifft - und dann seine Fehler auch selbst ausbadet". Ebenfalls Thema: der Datenverkehr im Netz.
"Donnergrollen bei Eichborn" - Uwe Wittstock kommentiert in der WELT die Entlassung des Eichborn-Chefs Matthias Kierzek: Noch vor sieben Jahren sah es so aus, als würde Eichborn ein brandneues Kapitel in der deutschen Verlagsgeschichte schreiben. Unter der Leitung der alten Führungsmannschaft ging das erstaunlich gut florierende Unternehmen an die Börse. Mit dem auf diese Weise eingenommenen Geld gründete Eichborn den Hörbuchverlag Lido und beteiligte sich an allerlei anderen Unternehmen, wie einer Musikmarketing- und einer Filmproduktions-Firma, um die Nebenrechte des Verlags besser zu nutzen. Doch die meisten Investitionen erreichten nicht die erhofften Ergebnisse .... Kein Wunder, dass vor allem die Großaktionäre des Verlages recht ungehalten reagierten. In den vergangenen Jahren kam es zwischen ihnen und Kierzek zu langen und für Eichborn belastenden gerichtlichen Auseinandersetzungen. Eine Sprecherin des Hauses nannte die schlechten Ergebnisse dieses Jahres jetzt eine "ganz normale Talsohle" in der bewegten Eichborn-Geschichte. Das mag zunächst seltsam klingen, trifft aber nicht nur für Eichborn, sondern tendenziell für die ganze Verlagsbranche zu. Das Geschäft mit Büchern ist nichts für Menschen, die mit kontinuierlichen Wachstumsraten rechnen. Auf Jahre, in denen einige Bestseller oft enorme Gewinne bringen, folgen fast unvermeidlich Jahre, in denen alle vielversprechenden Titel an den Bestsellerlisten vorbeischrammen und sich deshalb in den Kassen gähnende Löcher auftun. Schon deshalb sind Verlage kaum geeignet für die Börse, sondern brauchen nach guter alter Art einen Verleger, der seine Programmentscheidungen selbst trifft - und dann seine Fehler auch selbst ausbadet. "Guck mal, wer da klaut" - über den Datenverkehr in Deutschland schreibt Spiegel online: Noch immer ist P2P die Anwendung des Internets, die mit Abstand den größten Teil des Datenverkehrs verursacht. Haarklein aufgedröselt hat das in einer aktuellen Studie die auf Netzwerkverkehr-Messung spezialisierte Firma ipoque. ... So soll inzwischen rund 20 Prozent des P2P-Verkehrs verschlüsselt über die Leitungen gehen. Das erschwert nicht nur den Fahndern die Arbeit, sondern auch den Serviceprovidern das Erkennen eines P2P-Datenstroms: Viele Internet- und Telekommunikationsfirmen drosseln in solchen Fällen den Datendurchsatz oder werfen die Kunden nach Ablauf einer Frist aus der Leitung. Das aber ist ärgerlich, wenn man gerade mit dem illegalen Download eines gezippten Datenpakets mit allen "24"-Folgen beschäftigt ist, denn so etwas dauert. Geschätzt nicht ganz 20 Prozent aller Internet-Nutzer in Deutschland tun solche Dinge, verursachen damit aber fast 74 Prozent des gesamten Datenverkehrs im deutschen Internet, behauptet die Studie.