It will be everywhere

3. Dezember 2007
Redaktion Börsenblatt
Trommelwirbel .... tadaa! Jetzt ist er da: der erste offizielle kommerzielle eReader. Amazons Kindle, natürlich in angesagt weißem Outfit. Und was machen wir jetzt damit?
Wir Deutschen erstmal gar nichts, das tolle Ding gibt es nur in den innovativ anscheinend weiter voran geschrittenen Vereinigten Staaten von Amerika. Aber es ist ja erfahrungsgemäß immer nur ein Frage der Zeit, bis das Neueste aus der Kategorie Digital Lifestyle über den großen Teich auch zu uns herüberschwappt – siehe das iPhone der Design- und Technik-Vorreiter von Apple Inc. Allerdings ist Vorsicht geboten beim Artikel lesen: Der Kindle von Amazon ist nicht der erste brauchbare eReader, lassen Sie sich nicht von der Berichterstattung der Medien blenden! Sony war schneller, ihr Gerät haben sie zuerst den wahrscheinlich technikverliebtesten Menschen der Welt, den Japanern, zum Kauf angeboten. Liegt ja auch nahe, Sony kommt schließlich aus Japan, das vergisst man gerne. Hier ist der Reader allerdings klassisch gefloppt: zu teuer für normale Bürger und zu striktes Digital Rights Management - wer will schon Bücher für 60 Tage mieten, die dann einfach nach Ablauf der Frist im Daten-Nirwana verschwinden? Verständlich, dass sich auch in den Staaten dafür keiner erwärmen konnte. Und jetzt versucht sich Amazon an der schwierigen Geburt, einen Bücher-iPod für die breite Masse bieten zu wollen. Na dann mal los, Jungs. Nach allem, was ich so lese, scheint es ein wahres Wunder-Kindle zu sein. Lassen Sie mich ein paar Funktionen aufzählen: drahtloser und kostenloser Zugang zum Amazon-Web-Shop und zur Online-Enzyklopädie Wikipedia.org, drahtloser Empfang von eBooks, abonnierten Zeitungen oder Zeitschriften und Blogs, Speicherung von über 200 Büchern, eine komplette Tastatur und ein elektronisches Display, das sich so angenehm wie Papier lesen lassen soll. Andreas Göldi hat im neuerdings-Blog mal von seinen Erfahrungen mit der “Zukunft des Lesens” (wie Amazon sein Produkt bewirbt) berichtet. In einem anderen Blog wird dem Kindle sogar schon der Kult-Status prophezeit. Ich vergleiche den Kindle mal mit dem ersten tragbaren Kassettenspieler alias Walkman. Er war der Anfang einer Entwicklung, bei der kaum jemand vorhersehen konnte, wohin sie sich bewegen würde - nach dem Walkman kam der tragbare CD-Player, dann der mp3-Player und der iPod. Nur fehlt in der Buchbranche noch ein entscheidender Schritt, um den Stein wirklich ins Rollen zu bringen: eBooks brauchen ein einheitliches Format. Ohne das mp3-Format aus dem Fraunhofer-Institut wäre die iPod-Welle nicht möglich gewesen. Und hier heißt es zusammenarbeiten, sonst hat wieder nur einer das größte Stück von der Sahnetorte. Und das wird er dann garantiert nicht wieder hergeben. P.S. Falls Sie statt Sahnetorte zur Abwechslung lieber ein paar Web 2.0-Vokabeln nebenbei lernen wollen, schauen Sie sich doch heute mal diesen kleinen Film Charmant mindestens durch den wunderschönen österreichischen Dialekt des Sprechers. Oder heißt das Akzent?