"Zu cool für Christmas" - Wieland Freund schreibt zum Thema Weihnachtsliteratur:
<7>Leuchtende Augen, heißt es, hätten Charles Dickens einst zu seinem "Weihnachtslied in Prosa" inspiriert. Trübe Aussichten auf das Ewigselbe, weil nichts nachkommt, hingegen schwächen offensichtlich die Schaffenskraft. Zu cool für Christmas, das gibt es. Der Rest: das Elend der Demografie. Aber vielleicht ist ja im Süden Hoffnung, wo die Tradition traditionell ein wenig hartnäckiger ist. "Manche mögen's weihnachtlich" heißt eine soeben im Deutschen Taschenbuchverlag erschienene Anthologie (240 S., 8,95 Euro), die vornehmlich Beiträge von Münchner Autoren sammelt (so wie "The Gold Collection" Beiträge von Berlinern). Der Titel allein: ein Eingeständnis. Zwar geht es auch hier um Selbstmord (bei Friedrich Ani) und Scheidung (bei Thomas Lang), immerhin aber gibt es ein Kapitel "Kinderweihnacht - Weihnachtskinder". Das loben wir uns und verweisen abschließend auf den klügsten Text der "Gold Collection", der bezeichnenderweise gar nicht erst eine Geschichte zu werden versucht, sondern es beim Eingeständnis belässt: Weihnachten ist größer.
"Weihnachten war schon immer da", nennt Andreas Maier seine Reflexion und schließt: "Jedes Jahr die gleiche Prozedur. Jedes Jahr immer wieder sagen, dass Weihnachten ein Problem ist, und jedes Mal in diesem Problematisieren den Funken Wahrheit in dem Fest und die ziemlich blasse Erinnerung an die Heilswahrheit, die in ihm liegt, erinnern ... Jedes Jahr fast hundertprozentig an Weihnachten scheitern. Aber jedes Mal auch nur: fast."
"Kalender unter dem Weihnachtsbaum?" - diese Frage beantwortet die "Karlsruher Zeitung" in ihrem Online-Dienst:
"Im Mai fängt das an, da bekommen wir die ersten Lieferungen. Wir haben sehr viele Kalender im Programm, viele sind nun aber schon nicht mehr lieferbar", erklärt Buchhändlerin Saskia Wycisk auf ka-news-Anfrage. Sie betreut die Kalender-Abteilung der von Buch-Kaiser. Genaue Angaben, wieviele Kalender die Karlsruher Buchhandlung im Programm hat und wie viele bislang über die Ladentheke gegangen sind, konnte sie nicht machen. "Tausende Kalender hatten wir dieses Jahr im Lager, mehrere Hundert verschiedene Typen." Sicher ist: "Viele werden verschenkt."
Welche Kalender landen in den Einkaufstüten der Kunden? "Es werden immer mehr teure, anspruchsvolle Kalender gekauft, vor allem Panorama- und Kunstkalender oder literarische Kalender. Da ist ein Boom!", so Paul Kaufmann, Geschäftsführer der Stephanus-Buchhandlung. "Im vergangenen Jahr haben Tokio Hotel-Kalender geboomt". Dieses Jahr seien die schon etwas weniger gefragt, meint Saskia Wycisk. "Im Moment wird viel Natur gekauft, Länder, Farben, Wasserfälle, Wüsten." "Mich überrascht mittlerweile gar nichts mehr", meint Saskia Wycisk. Der "Lebensfreudekalender" sei beispielsweise 2007 weit vorne in der Gunst der Kunden - und der sei "ja nicht gerade ein Prachtexemplar", lacht sie. Ihren Angaben zufolge sind Kalender zu Fernsehsendungen wie den "Fallers", "ARD Büffet" oder "Kaffee oder Tee" die Hits der vergangenen Jahre und sind es nachwievor. Auch "Küchenkalender", der "Sonntagskuchen"-Kalender oder diverse Mondkalender seien Verkaufsschlager. "Der 'goldene Kompass' dagegen tut sich schwer."