Nachruf

Christian Bourgois gestorben

15. Januar 2008
Redaktion Börsenblatt
Die französische Buchbranche hat eine ihrer prägenden Gestalten verloren: Der Verleger Christian Bourgois ist bereits – von der deutschen Presse weitgehend unbemerkt – am 20. Dezember im Alter von 74 Jahren in Paris gestorben.
Bourgois gehörte zu den Verlegerpersönlichkeiten, die Georges-Arthur Goldschmidt in der »Frankfurter Rundschau« in einem Atemzug mit Unseld, Feltrinelli und Nadeau nennt. Der französische Verleger trug wesentlich zur Entdeckung bekannter Dichter und Autoren wie Jorge Luis Borges oder Fernando Pessoa bei, so Goldschmidt. Nach dem Erwerb der Rechte von Salman Rushdies »Satanischen Versen« wurde Bourgois bedroht und musste unter Polizeischutz gestellt werden, schreibt das französische Branchenmagazin »Livres Hebdo«. Das Buch erschien trotzdem und wurde ein Erfolg. Der 1933 in Antibes geborene Bourgois wurde von dem Verlegersohn René Julliard entdeckt und übernahm früh Verantwortung im Verlag Julliard, so »Livres Hebdo«. 1966, ein Jahr nach dem Verkauf von Juillard an die Gruppe Presses de la Cité, gründete Bourgois seinen eigenen, nach ihm benannten Verlag. Einen Namen machte sich Bourgois als Schöpfer der hochwertigen Taschenbuchreihe »10/18«, in der er bis 1992 rund 1.500 Titel herausbrachte. Nach seinem Ausscheiden bei Presses de la Cité (inzwischen in Groupe de la Cité umbenannt) kaufte er die restlichen Anteile seines Verlags und baute neue Autoren auf – so etwa die Nobelpreisträgerin Toni Morrison.