Inge Baeuchle über die Planung einer Buchmesse

Regionaler Blätterrausch

8. Januar 2020
von Börsenblatt
Wie man Verlage und Autoren aus der Umgebung stärken und Menschen für Literatur begeistern kann – das macht Buchhändlerin Inge Baeuchle mit der ersten Hochschwarzwälder Buchmesse vor. Eine Projektskizze.

Im Frühjahr hatte ich im Börsenblatt einen Kommentar des Verlegers Björn Bedey gelesen: Er berichtete von den Problemen kleiner, regionaler Verlage, ihre Bücher in den öffentlichen Fokus zu rücken. Es ging darin auch um die Idee, eigene Buchhandlungen zu eröffnen – und um die Möglichkeiten regionaler Buchmessen. Da ist bei mir der "Denkmotor" angesprungen: Der Schwarzwald erlebt gerade einen Riesenhype, der Kurort Hinterzarten liegt verkehrstechnisch für Bahn- wie Autofahrer ideal, wir haben Veranstaltungs­räume und Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geldbeutel, von 25 bis hoch zu 400 Euro. Das neu sanierte Kurhaus würde sich für eine Buchmesse eignen, nur drei Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Wir haben die coolsten Locations für Veranstaltungen, von der Scheune über Cafe, Weinhandlung, ­Restaurants bis zum Fünf-Sterne-Hotel – und wir haben beste Voraussetzungen für ein Buch- und Lesefest. Von der "Winterlese", einer Lesungsreihe in unterschiedlichen Orten, die ich vom 6. bis 10. Januar mit Kooperationspartnern zum zehnten Mal organisiere, weiß ich, dass es ein Publikum dafür gibt.

Also warum nicht die Gelegenheit mal beim Schopf packen und ausloten, was geht? Gerade weil für mich als Buchhändlerin das Buch lebt und Zukunft hat. Und ich das nach außen auch zeigen möchte. Das Buch ist ein einzigartiges Medium und muss mehr gefeiert werden – statt irgendwelchen Jammerarien zuzuhören. All das ging mir im Kopf herum, und am Ende ist die Idee für eine Schwarzwälder Buchmesse "Blätterrausch" entstanden. Und ich habe mich an die Konzeption gemacht.

In unserer Region gibt es eine hohe Verlagsdichte mit einer Fülle von Buchproduktionen, Zeitschriften und Kalendern. Also, so dachte ich mir, müsste man doch die Vielfalt des Schwarzwalds im und rund ums Buch zeigen können. Und Verlage dazu einladen, die mehr als Schwarzwald im Programm haben, die zeigen, dass der Schwarzwälder auch heute noch Ideen, Waren, Konzepte hinaus in die Welt trägt. Als Buchhändlerin bin ich ja gut vernetzt und will deshalb auch Autoren, Zeichner, Fotografen dabeihaben, die auf der Suche nach einer literarischen Heimat sind.

Dass meine Buchhandlung das allein nicht stemmen kann, war mir klar – also galt es, Verbündete zu suchen. Die Hochschwarzwald Tourismus GmbH ist mit im Boot, ebenso wie der Verein Wälderleben, der gerade in Gründung ist und Kultur im Schwarzwald fördern und Kulturschaffenden die Möglichkeit geben will, sich zu vernetzen und Projekte zu ent­wickeln. Zusammen haben wir viele Sponsoren, sogar Privatpersonen, für die Buchmesse gewinnen können. Das zeigt: Lesen ist für viele Menschen alles andere als unattraktiv.

Das ermöglicht auch einen mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreis in drei Kategorien (Literatur, Sachbuch, Bild), der als Höhepunkt der Buchmesse verliehen wird. Die Werke sollen thematisch im Schwarzwald angesiedelt sein und/oder Protagonisten haben, die mit dem Schwarzwald zu tun haben. Zur Jury gehören unter anderen der Literaturchef des SWR und die Ressortleiterin Kultur der "Badischen Zeitung".

All das hat viele Gespräche gekostet, die aber auch bereichernd waren. Die mir gezeigt haben, dass Literatur alles andere als tot ist. Die dazu geführt haben, dass jetzt vom 7. bis 10. Mai 2020 in Hinterzarten die erste Schwarzwälder Buchmesse namens "Blätterrausch" stattfindet, mit Lesungen, Veranstaltungen und auch Kochshows im ganzen Ort. Und ich denke, das könnte auch in anderen Regionen abseits der Großstädte funktionieren.