Wenn der Bertelsmann-Club zur Verlegertagung nach Berlin einlädt, die Tagungsadresse Unter den Linden 1 lautet und das Abendprogramm einen Besuch in der Staatsoper gleich nebenan vorsieht, wo es heute Abend Verdis Maskenball gibt, darf man insgesamt Gehobenes erwarten.
Fernando Carro, dem CEO der Direct Group, ist es zu verdanken, dass das Treffen dennoch eine Branchennachricht freigab: Das deutsche Club-Geschäft hat auch das Jahr 2007 mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Genaue Zahlen gibt es zwar erst Mitte März auf der Bilanz-Pressekonferenz des Medienkonzerns, aber dass die Club-Zahlen schwarz sein und auf einem ähnlich guten Niveau wie im vorausgegangenen Geschäftsjahr liegen werden, ließ der Spanier eher in einem Nebensatz seine Gäste schon heute wissen.
Carro wiederholte in Berlin eine Aussage, mit der er zuletzt für vorübergehendes Erschrecken bei seinen Club-Managern gesorgt hatte: Das klassische Clubgeschäft, also Bücher für Mitglieder, ist begrenzt und kein Wachstumsmarkt. Um jedoch die gute Nachricht direkt anzuschließen: Wir sind unterwegs von einem begrenzten Markt zu unbegrenzten Märkten.
Carros Stichwort für diesen Wandel in der Club-Geschäftsentwicklung lautet Kooperationsgeschäfte. Es gelte, mit den drei Millionen Club-Mitgliedern in Deutschland so viele Geschäfte wie möglich zu machen. Als Felder, auf denen das bereits dynamisch angelaufen sei, nannte er Reisen, Lotto und andere Glücksspiele, Versicherungen, Telekommunikation. Die Umsätze mit diesen Kooperationsgeschäften seien inzwischen deutlich größer als das Club-Kerngeschäft. Und: Zu den Kunden hier gehören auch Nicht-Mitglieder.
Dirk Suda, Marketing-Mann in der Club-Geschäftsleitung, skizzierte die besonderen Schwierigkeiten, mit einem Universalprogramm so unterschiedliche Kunden-Cluster anzusprechen wie junge Familien, Traditionelle (Empty Nester), Modern Mainstream, Anspruchsvolle, Kompetenzorientierte und Actionorientierte. Junge Familien und Traditionalisten seien überproportional gut vertreten. Suda berichtete von Bemühungen, diese unterschiedlichen Kundenschichten mit einer zusätzlichen, stark segmentierten Ansprache zu erreichen.
Und seinem Geschäftsleitungskollegen Bernd Schröder, dem Vertriebsverantwortlichen im Leitungsteam, war es daran gelegen klarzumachen, dass die 195 Clubfilialen und 79 Partnerfilialen in Deutschland trotz aller bekannten Probleme auch weiterhin eine entscheidende Basis des Geschäfts blieben. Wir sind immer noch die Buchhandelskette mit den meisten Standorten, sagte Schröder. Die Filialen machten immerhin noch zwei Drittel des Umsatzes.
Eine auf den ersten Blick erstaunliche Zahl hatte Programmleiterin Anita Offel-Grohmann parat: 70 Prozent aller in den Club-Katalogen angebotenen Artikel seinen mittlerweile Nonbooks, nur 30 Prozent seien Bücher. Beim Umsatz relativierte sie die Überraschung jedoch rasch: Nach wie vor würden 65 Prozent aller Umsätze im Buchgeschäft gemacht, nur 35 Prozent mit Nonbooks.
Zwei besondere Akzente wollen die Bertelsmänner im 15. Jahr ihrer Club-Premieren setzen: den ersten mit dem neuen Buch von Noah Gordon Der Katalane, das zunächst für ein halbes Jahr als exklusive Club-Ausgabe an den Start geht, bevor der gesamte Buchhandel partizipieren kann (Börsenblatt berichtete ausführlich). Carro hegt hohe Erwartungen an diesen mutmaßlichen Bestseller; 500.000 Club-Exemplare will er im deutschsprachigen Raum verkaufen.
Einen weiteren Schwerpunkt im kleinen Premieren-Jubiläumsjahr setzt der Club in seiner jungen Sparte Columbus. Mit dem selbstbewussten Versprechen Die 50 besten Bücher für Kinder geht eine Sammlung zur literarischen Grundversorgung des Nachwuchses an den Start, darin enthalten auch eine Reihe bereits klassisch zu nennender Titel, die bislang nicht in einer Edition vertreten waren. Zu den großen Namen gehören: Eric Carles Die kleine Raupe Nimmersatt, Janoschs Oh, wie schön ist Panama, Lewis Carrolls Alice im Wunderland, Die kleine Hexe von Otfried Preußler, Emil und die Detektive von Erich Kästner, Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren, Der kleine Hobbit von J.R.R. Tolkien und Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry um nur einige zu nennen.
Man ist eben traditionell stark im Cluster junge Familien. Begleitet wird der Start der Reihe von zahlreichen Marketing- und Kommunikationsaktivitäten, unter anderem ein Elternleitfaden, in dem die Bücher beschrieben werden. Das Booklet soll sowohl an Club-Mitglieder versandt werden als auch deutschlandweit in allen Filialen ausliegen.