Branchen-Monitor Buch im Jahr 2019

Und es ward grün

22. Januar 2020
von Christina Schulte

2019 bringt dem Buchhandel nach einer Zitterpartie im Weihnachtsgeschäft unter dem Strich ein Plus – auch dem Sortiment. Zahlen aus dem Branchen-Monitor Buch.

Was war das für ein aufregendes Weihnachtsgeschäft: Die ersten Adventswochen trieben den Verantwortlichen in Buchhandlungen und Verlagen manchmal fast die Tränen in die Augen, weil die Umsatzzahlen sowohl im Sortiment als auch der Zusammenschau aller Vertriebswege weit hinter dem Vorjahr zurückblieben. In Kalenderwoche 52 kam dann endlich die Erlösung: Über alle Absatzwege hinweg schnellten die Einnahmen um satte 40,4 Prozent und im Sortiment gar um 48,4 Prozent nach oben. Dabei war die Branche insgesamt per Ende November mit einem schönen Pols­ter von 2,2 Prozent in die entscheidende Phase gestartet, das Sortiment immerhin noch mit einem Plus von 1,5 Prozent.

Doch statt noch das eine oder andere Prozentpünktchen draufzusatteln, schmolz das Polster im Dezember ab. Allen Vertriebswegen gemeinsam (Sortiment, E-Commerce inklusive Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser, Lebensmitteleinzelhandel, Elektro- und Drogeriemärkte) fehlten in Summe 2,1 Prozent zum Dezemberergebnis des Vorjahres, im stationären Buchhandel waren es sogar 3,7 Prozent. Details dazu gibt es am Ende des Textes. Jetzt wird erst einmal Kassensturz für das Gesamtjahr 2019 gemacht, mit dem die Branche insgesamt zufrieden sein kann: Nach zwölf Monaten steht unter dem Strich ein Umsatzanstieg von 1,4 Prozent über alle Absatzkanäle hinweg (2018: plus 0,1 Prozent). Auch die Umsatzentwicklung im Sortiment drehte diesmal mit 0,5 Prozent ins Plus (2018: minus 0,6 Prozent).

"2019 war für die Buchbranche ein gutes Jahr", bilanziert denn auch Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs. Die positive Umsatzentwicklung zeige: "Die Relevanz des Buchs in unserer Gesellschaft ist ungebrochen. In einem angespannten Wettbewerbsumfeld entwickeln Verlage und Buchhandlungen ihr Geschäft weiter." In allen Bereichen der Branche arbeite man an neuen Maßnahmen, um das Buch und das Lesen noch intensiver in den Alltag zu bringen. Karin Schmidt-Friderichs weiter: "Besonders erfolgreich sind derzeit Sachbücher. Sie bieten Orientierung und verlässliche Informationen, um die gesellschaftlichen Entwicklungen besser verstehen zu können. Unserer wichtigen Rolle im Meinungsbildungsprozess bewusst und mit ungebremster Buchbegeisterung gehen wir ins neue Jahr", so die Vorsteherin.

Auftrieb hat die Branche durch die weiterhin steigenden Bücherpreise erhalten. Der Durchschnittspreis betrug 2019 bei allen Vertriebswegen zusammen 13,61 Euro – das sind 1,9 Prozent mehr als 2018. Gemeinsam mit einer nur geringen Veränderung der Absätze (minus 0,4 Prozent) ergab sich das oben erwähnte Plus von 1,4 Prozent. Im Sortiment kosteten Bücher im Schnitt 13,47 Euro (Vorjahr: 13,36 Euro) – ein Plus von zwei Prozent. Der Absatz allerdings ging hier deutlich stärker zurück als in der Gesamtschau der Vertriebswege (minus 1,4 Prozent), so dass der Sortimentsbuchhandel das Jahr nur mit einem Umsatzzuwachs von 0,5 Prozent abschließen kann. Aber: Der Vergleich mit den Absatzzahlen für 2018 (minus 2,3 Prozent) und 2017 (minus 5,1 Prozent) zeigt, dass sich der Minustrend bei den verkauften Exemplaren deutlich abschwächt.

In der Rückschau war das vergangene Jahr weniger turbulent als 2018, die Umsatzschwankungen fielen nicht ganz so heftig aus. Die Bandbreite reichte über alle Vertriebswege hinweg von minus 11,8 Prozent im März bis hin zu plus 20 Prozent im April, wofür die Verschiebung des Ostergeschäfts verantwortlich war. Die Monate mit positiver Umsatzentwicklung gewannen das Rennen mit acht zu vier für sich.

Im Sortiment fielen die Ausschläge etwas kräftiger aus. Sie bewegen sich zwischen minus 14 Prozent im März und plus 22,9 Prozent im April. Dabei zogen die Monate mit roten und grünen Zahlen gleich.

Mit einem Unentschieden endet auch das Wettrennen der Warengruppen. Über sämtliche Absatzkanäle hinweg haben vier von acht erhobenen Kategorien ihre Vorjahreswerte getoppt, allen voran die Sachbücher. Nach einem stolzen Zugewinn im Jahr 2018 (plus 5,5 Prozent) konnten sie jetzt noch einmal nachlegen und ihre Umsätze um 4,9 Prozent steigern.

Mit nur wenig Abstand folgen die Kinder- und Jugendbücher, bei denen es für ein schönes Umsatzplus von 4,6 Prozent gereicht hat. Auch hier lag die Messlatte hoch, denn schon 2018 zogen die Einnahmen mit Kinder- und Jugendbüchern um 3,2 Prozent an. Auf ein gutes Jahr dürfen ebenso die Ratgeber zurückblicken, für die es um drei Prozent nach oben ging. Einen kleinen Aufschwung erlebten Bücher zu Geisteswissenschaften, Kunst und Musik (plus 1,3 Prozent) – vielleicht bedingt durch das Bauhausjahr.

Ihr Vorjahresergebnis nahezu wiederholt hat die Belletristik mit minus 0,8 Prozent (2018: minus 0,9 Prozent). Zweiter Minus-Kandidat waren die Reisebücher, die einen Prozentpunkt abgegeben haben. Die rote Laterne geht an Sozialwissenschaften, Recht und Wirtschaft (minus 3,7 Prozent).

Der Blick auf die Editionsformen zeigt, dass sich die Taschenbücher mit einem Anstieg von zwei Prozent besser geschlagen haben als die Hard- und Softcover, die auf einen Zuwachs von 1,7 Prozent kommen.

Auch wenn die Jahresbilanz ganz erfreulich ausfällt: Anders als sonst hat der wichtigste Monat im Jahr dem Buchhandel 2019 ganz und gar nicht die erhoffte Freude bereitet. Über alle Vertriebswege hinweg wurde der Dezemberumsatz des Vorjahres um 2,1 Prozent verfehlt – während der Absatz um drei Prozent zurückging, stiegen die Preise nur um 0,9 Prozent (von 14,05 auf 14,18 Euro). Nur zwei Warengruppen schnitten besser ab als im Dezember 2018: Kinder- und Jugendbücher erkämpften sich ein Plus von 1,3 Prozent, Ratgeber legten sogar um 2,4 Prozent zu.

Die Belletristik, oft ein Umsatzgarant in der heißen Phase, konnte 2019 dagegen nicht mithalten und verlor 4,9 Prozent. Das gleiche Schicksal ereilte die Sachbücher, die ein Umsatzminus von 5,4 Prozent verbuchten.

Das Sortiment schneidet bei den Dezemberzahlen mit einem Umsatzrückgang von 3,7 Prozent noch schlechter ab als der gesamte Buchhandel – was vor allem daran liegt, dass der Absatz um 4,6 Prozent in den Keller rauschte, während der Durchschnittspreis um 0,9 Prozent anzog (von 14,09 Euro auf 14,22 Euro). Im Buchhandel vor Ort gab es nur eine Warengruppe, die besser abschnitt als im Dezember 2018: Die Ratgeber, die ein Plus von zwei Prozent einfuhren.