Frankfurter Verlegergespräch

Der Feingeist und das "Vertriebsschwein"

6. Februar 2008
Redaktion Börsenblatt
Gestern fand zum ersten Mal in diesem Jahr die Reihe der Frankfurter Verlegergespräche statt. Zu Gast war der kleine Verlag Heinrich&Hahn. Moderator Holger Ehling sprach im Frankfurter Literaturhaus vor sehr großem Publikum mit dem Verleger-Ehepaar aus Sachsenhausen, das nun ihr siebtes Programm heraus gebracht hat.
"Wie mache ich einen Verlag?", eine durchaus kluge und berechtigte Frage, wenn man ohne großes Know How einen Verlag gründen möchte. Als Lektorin hatte Brigitte Heinrich eine Menge literarische Erfahrung gesammelt, doch dann reizte es sie gewaltig, auch selber entscheiden zu können, welche Bücher gedruckt werden. Ebenfalls von der Idee angetan, einen Verlag zu gründen, zeigte sich der Ehemann Hans Hahn und stieg mit in das Projekt ein. Die Aufgaben in dem Zweimann-Betrieb sind strikt aufgeteilt. Die beiden machen jeweils das, was sie können: "Während Brigitte für das Feingeistige und den Inhalt zuständig ist, bin ich eher das Vertriebsschwein", erklärt Hans Hahn. Doch nicht nur die Finanzen sind ausschließlich sein Metier, er ist auch der erste Leser und Mit-Entscheider, ob der Titel verlegt wird: "Brigitte hält den literarischen Anspruche sehr hoch. Mein Part ist es, den normalen Leser wider zu spiegeln", so Hahn. Fast immer werden sich die beiden jedoch schnell einig. Über die inhaltliche Klammer "der grünen Reihe" musste auch nicht diskutiert werden. Für beide stellt die Natur eine persönliche Vorliebe dar. Pro Programm werden vier Bücher gedruckt, eins davon immer zum Thema Frankfurt. So war das Fußball Buch "Die Eintracht" zum Beispiel ein großer Erfolg. Immerhin ist beim Fußball der Rasen sehr grün, womit die grüne Klammer wieder ganz indirekt gesetzt sei, meinte Moderator Holger Ehling. Doch nicht nur das Thema Frankfurt spiele eine wichtige Rolle. Der Verlag habe auch einen deutlich "anglophilen Touch" entwickelt, meinen Hahn und Heinrich. Das Publikum bestand jedoch auf die Umschreibung "Anglophilen Charme". Zu erklären ist die englische Vorliebe mit den Tatsachen, dass Brigitte Heinrich als Lektorin viele englische Texte gelesen hat und Hans Hahn, in London geborener, Engländer ist. Auch wenn Brigitte Hahn vor allem für den Inhalt der Texte verantwortlich ist, so hat sie in den vergangenen Jahren immer stärker den wirtschaftlichen Aspekt berücksichtigt. "Bei den vier Büchern, die wir pro Programm rausbringen,muss schon die realistische Chance bestehen, dass der Titel Erfolg hat. Da uns kein Werbeetat zur Verfügung steht, glauben wir an die Kraft der Texte", sagte Brigitte Heinrich. Mit dem Leben als Verleger scheinen Heinrich&Hahn sehr zufrieden zu sein. Holger Ehling schaffte es nicht, Streitpunkte zwischen dem Paar ans Tageslicht zu befördern. Auch der Aspekt gemeinsam zu wohnen und zu arbeiten stört die beiden nicht: "Wir haben mittlerweile immerhin ein kleines Büro angemietet, um eine räumliche Trennung zwischen Arbeit und privatem Leben herzustellen. So klappt es wirklich gut mit uns und dem Verlag", so Heinrich.