Warum sind wir Azubis bloß so konservativ?

11. Februar 2008
Redaktion Börsenblatt
Vielleicht liegt es daran das wir einen klassischen Beruf wie Buchhändler erlernen wollten. Was natürlich nicht repräsentativ ist für den Durchschnitt der jungen Menschen in Deutschland. Denn modernere Berufe sind meiner Einschätzung nach wesentlich beliebter.
Und wie oft habe ich schon zu hören bekommen das der Buchhändler auf kurz oder lang zu einem modernen Beruf und damit zum Medienhändler wird. Das neue Medien wie DVDs und Software immer mehr in die Buchhandlungen drängen. Aber ich habe diesen Beruf nicht ergriffen um DVDs zu verkaufen. Wenn ich DVDs verkaufen wollte würde ich im Media Markt arbeiten. Das heißt nicht das ich keine DVDs schaue oder keine Ahnung von EDV habe. Aber in meiner Buchhandlung könnte ich auf das meiste davon verzichten ohne lange trauern zu müssen. Das mag aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht sonderlich schlau sein, aber ich für meinen Teil bin wegen meiner Liebe zu Büchern und meinem Wunsch diese Liebe weiter zu geben in den Buchhandel gegangen. Wenn ich betriebswirtschaftlich schlau sein wollte hätte ich BWL studiert. Aber warum sind wir selbst konservativer als unsere Ausbilder und Chefs? Ich bin jetzt seit etwas mehr als Zwei Jahren in dieser Branche. Ich habe nicht miterlebt wie die Umsätze langfristig zurück gehen in klassischen Buchhandlungen, ich habe nicht miterlebt wie neue Medien Einzug erhielten und wie sie anfingen Boden zu gewinnen. Ich habe nicht diesen Erfahrungsschatz auf den langjährige Kenner der Branche zurück greifen können. Diese Erfahrung die einem Ausbilder oder Chef sagt das er etwas ändern muss wenn er profitabel bleiben will und das die klassischen Methoden des Buchhandels überdacht und verändert werden müssen. Allerdings muss dieses Wissen auch an die Azubis weitergegeben werden. Und das parallel mit der klassischen Ausbildung wegen der viele von uns den Beruf ergriffen haben. Das ist oft schwer unter einen Hut zu bekommen und manches mal widersprüchlich. Das da keine Instant-Führungskräfte bei heraus kommen ist klar, aber in welcher Branche ist das schon der Fall? Und so kann man kaum erwarten das wir alle Wandelungen und Änderungen der Branche kennen und bewerten können. Wir müssen diese Erfahrungen erst sammeln das es diesen Beruf den wir erlernen wollten in der Form vielleicht bald gar nicht mehr gibt. Denn für mich, und ich glaube da bin ich nicht der einzige Azubi, gibt es immer noch den Traum von der kleinen dunklen Buchhandlung in einer Seitenstrasse mit Stammkundschaft in der der Buchhändler noch Buchhändler sein kann. Eine naive Vorstellung? Ein kulturelles Naturschutzgebiet? Vielleicht, aber eines für das es hoffentlich noch ein wenig Platz gibt. Denn Germanistik hätte ich nicht studiert.