Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik

"Blitzhelle Zeitgenossenschaft"

13. März 2008
von Börsenblatt

Der Journalist und Publizist Burkhard Müller ist am Donnerstag mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik 2008 ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand während der Leipziger Buchmesse statt.

Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder begrüßte die Gäste im Berliner Zimmer des Landesverbands Berlin-Brandenburg und stellte den Alfred-Kerr-Preis in eine Reihe mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Deutschen Buchpreis.

Der Schriftsteller Georg Klein hielt die Laudatio und betonte: "Aus den Texten des Kritikers und Schriftstellers Burkhard Müller sprechen lebendiges Wissen, blitzhelle Zeitgenossenschaft und eine Courage, die uns zum Selberdenken inspiriert, zu eigener Bestimmtheit ermutigt", so Klein. Auch wenn der Name Burkhard Müller ein "Allerweltsname" sei, so habe Müller ihn durch sein Schreiben in eine Signatur verwandelt, die einen außergewöhnlichen literaturkritischen Stil kennzeichne.

Burkhard Müller beschrieb in seiner Dankesrede den Literaturkritiker als Pfadfinder, der in ein unbekanntes Land vorausgeschickt werde. Er hob die integrative Bedeutung der Literaturkritik hervor: "In einer Gesellschaft, die sich in ihrem Verhältnis zur Kunst und Literatur zunehmend fragmentiert und in immer kleiner, kultartig geschlossene Zellen der ästhetischen Selbstverständigung zerfällt, hält der Kritiker weithin sichtbar die Fahne des Gemeinsamen hoch." 

Im Bild der Waage sieht Müller das Verhältnis zwischen Kreativen und Kritiker ausgedrückt. Der Erste brauche das Gegengewicht des Zweiten, sonst sänke seine Schale ins Bodenlose des Unverbindlichen und zuletzt des Unverständlichen hinab. Zentral ist für ihn das Verhältnis von Nähe und Distanz zwischen dem Kritiker und den Beteiligten im literarischen Betrieb. Der Kritiker sei auf eine gewisse Kälte und Isolation angewiesen. Je größer der Abstand des Kritikers zum literarischen Betrieb sei, desto eher würde er ungehindert seine wahre Aufgabe erfüllen können. "Sobald ein Kritiker Rücksichten nimmt oder, sachlich genauso schlimm und charakterlich weit bedenklicher, seine Feindschaften auslebt, wird er seiner einzigen Pflicht untreu, der Gerechtigkeit." Auf sie sei er nach zwei Seiten hin verpflichtet: gegenüber dem Leser, der Anspruch auf korrekte Auskünfte habe, und gegenüber dem Autor. Burkhard Müller bedankte sich mit viel Rührung bei dem zahlreich erschienen Publikum, darunter viele seiner Studenten von der der TU Chemnitz-Zwickau. Großen Dank sprach er auch an die Süddeutsche Zeitung aus, für die er regelmäßig Literaturkritiken schreibt und die er lobte, weil sie durch ihre täglich erscheinende Literaturseite die Literaturkritik zu einer Instanz mache.

Mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik zeichnet das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel seit 1977 literaturkritisches Wirken aus. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert. Frühere Preisträger sind unter anderem Hubert Winkels, Meike Feßmann, Hubert Spiegel, Elmar Krekeler, Felicitas von Lovenberg, Maike Albath, Ulrich Weinzierl, Lothar Müller und Andreas Nentwich.