Europäische Verlage fordern Unterstützung in der Corona-Krise

"Bücher brauchen Europas Hilfe!"

26. März 2020
von Börsenblatt
Die Federation of European Publishers appelliert an die EU-Kommission und die nationalen Regierungen, die Buchbranche in der Corona-Krise zu unterstützen: "Jetzt ist die Zeit, zu zeigen, dass die Kulturindustrie für Europa wirklich Priorität hat." Der europäische Verlegerverband fordert Sofortmaßnahmen – aber auch mittelfristige Strategien.

In einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und weitere europäische Institutionen schreibt FEP-Präsident Rudy Vanschoonbeek: "Es sind schwierige Zeiten für die gesamte Verlagswelt und ihre Partner – Autoren, Buchhändler, Bibliothekare. Wir fordern die Europäische Union und die nationalen Regierungen dazu auf, angemessene Unterstützung für die Buchbranche bereitzustellen, damit wir auch weiterhin gute Geschichten und Bildungsinhalte teilen können."

Die Corona-Krise treffe die Kulturindustrie besonders hart, heißt es in dem FEP-Appell – aus einem sehr einfachen Grund: Sie basiere auf sozialen Beziehungen in Buchhandlungen, Kinos, Theatern und Museen. In der Vergangenheit hätten die europäischen Institutionen immer wieder betont, dass die Kultur wichtig für die Zukunft Europas sei und die kreativen Märkte ein Herzstück der europäischen Wirtschaft bilden würden: "Jetzt ist die Zeit, um zu zeigen, dass die Kulturindustrie wirklich Priorität für Europa hat," heißt es in dem Appell.

Folgende Sofortmaßnahmen werden von den Verlagen gefordert:

  • Finanzielle Sicherheiten: Das bestehende Instrument, die Kreativindustrie mit finanziellen Sicherheiten zu unterstützen, müsse rasch aufgestockt werden – um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, die letztlich die gesamte Verwertungskette treffen. "Wir rufen die Europäische Zentralbank dazu auf, auf Banken einzuwirken, dass sie Verlage und anderen Firmen mit entsprechenden Krediten unterstützen", so der Dachverband der europäischen Verlage.
  • Creative Europe: Der Etat des Europäischen Programms "Creative Europe“ müsse deutlich erhöht werden. "Wir brauchen einen mutigen Schritt nach vorn", so die FEP. Das Budget müsse zumindest verdoppelt werden – so wie es das Parlament in der letzten EU-Legislaturperiode gefordert habe.  
  • Horizon Europe: Auch das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation müsse mit adäquaten Finanzierungstöpfen ausgestattet werden – um die wichtigsten Innovationsfelder auf dem Buchmarkt und in anderen Kreativindustrien zu fördern.

Kurz- und mittelfriste Strategien werden ebenfalls aufgezeigt:

  • Ein effektives Buchprogramm: Im Rahmen von "Creative Europe" müsse ein neues Programm speziell für den Buchmarkt aufgelegt werden – mit ähnlichen Fördermöglichkeiten wie beim MEDIA-Programm für audiovisuelle Märkte, so die Verlage.
  • Koordinierte Umsetzung der Copyright-Richtlinie: In dieser schwierigen Phase sei es wichtiger denn je, die Kernpunkte der im März 2019 beschlossenen Copyright-Richtlinie nicht durch eine unkoordinierte Umsetzung auf Länderebene zu gefährden: "Wir brauchen einen fairen einheitlichen digitalen Markt auf EU-Ebene, in dem Kreativindustrien wachsen und gedeihen können," warnt die FEP.
  • Faire Spielregeln für den Digitalmarkt: Hier plädieren die Verlage für ein faires Steuersystem, das unfairen Wettbewerb durch große multinationale Konzerne unterbinde – und zudem für klare Spielregeln, die beispielsweise verhindern, dass Verbraucher von großen Playern in "geschlossene Systeme" gezwungen werden.

Im Wortlaut lässt sich der Appell hier nachlesen.