Ausstellungen

Zurückgekehrt vor 50 Jahren

30. Oktober 2008
Redaktion Börsenblatt
Eine Ausstellung nur für einen Tag: die Staatsbibliothek zu Berlin zeigt heute Manuskripte und Briefe aus den Nachlässen und Sammlungen, die 1957 und 1958 aus der Sowjetunion nach Ost-Berlin zurückkehrten.
Anlass dieser eintägigen Präsentation ist der 50. Jahrestag der zweiten großen Rückgabeaktion von über 1,5 Millionen Kunstwerken und Bibliotheksbeständen aus der Sowjetunion an die Deutsche Demokratische Republik im Jahr 1958. Die Initiative "Deutsch- Russischer Museumsdialog" erinnert ebenfalls heute (30. Oktober) im Pergamonmuseum an dieses bedeutsame Ereignis mit einem Festakt (17–19 Uhr, Altarsaal) und dankt damit ausdrücklich der russischen Regierung. Alle damals zurückgekehrten Nachlässe gehören zu den wissenschaftlich bedeutenden Beständen, welche zum größten Teil schon im 19. Jahrhundert in die Berliner Bibliothek gekommen waren. Im Zuge der Auslagerungen seit 1941, wurden diese Sammlungen und Nachlässe zusammen mit umfangreichen Druckschriftenbeständen (Drucke, Flugschriften, Zeitungen, Handschriften, Karten und Musikalien) 1942 in das bei Meißen gelegene Dorf Gauernitz und ins Schloss der Fürsten von Schönburg-Waldenburg verbracht. Nachdem Gauernitz und das Schloss der Roten Armee kampflos übergeben worden waren, gelangten die Bestände der Preußischen Staatsbibliothek in die damalige Lenin-Bibliothek in Moskau. 1957 und 1958 wurden einige Teile des Materials – Nachlässe, Handschriftensammlungen und andere kleinere Sammlungen – der Deutschen Staatsbibliothek in Ost-Berlin zurückgegeben. Über das Schicksal der Drucke, Karten und Musikalien ist bis heute nichts bekannt. 

 Die Staatsbibliothek zeigt unter anderem Manuskripte und Briefe aus den Nachlässen von Joseph von Eichendorff, Adelbert von Chamisso, Theodor Fontane, Gustav Freytag und Jean Paul. Dazu literarische Zeitschriften aus dem Nachlass von Heinrich Christian Boie sowie Dokumente deutscher Wissenschaftsgeschichte aus drei Jahrhunderten (Friedrich Christoph Dahlmann, Jean Henry Samuel Formey, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Nicolai). Hinzu kommen Beispiele aus der Korrespondenz des Astronomen Heinrich Christian Schumacher mit Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt. Heinrich von Treitschkes Nachlass zeigt den Historiker im täglichen Austausch mit Kollegen, vom Historiker Theodor Mommsen liegt ein Reisetagebuch aus. Weiter ist eine Handschrift aus der Sammlung Manuscripta Diez des preußischen Orientalisten, Bibliophilen und Privatgelehrten Heinrich Friedrich von Diez (1751–1817) zu sehen. 
"Deutsch-Russischer Museumsdialog – 50 Jahre Verlust + Rückgabe", 30. Oktober, Staatsbibliothek zu Berlin (Foyer, Haus Potsdamer Straße 33). Geöffnet von 9–21 Uhr.