Interview

"Viele Bücher sind einfach zu intelligent"

27. November 2008
Redaktion Börsenblatt
Zum dritten Mal hat es ein Buch der Libri-Tochter Books on Demand (BoD) auf die "Spiegel"-Bestsellerliste geschafft. boersenblatt.net sprach mit Vito von Eichborn, Herausgeber der Edition BoD, über Verkaufshits und auf ewig verborgene Schätze.
Mit dem Krebstagebuch von Jennifer Cranen hat es zum dritten Mal ein Buch aus der Edition BoD auf eine Bestsellerliste geschafft. Freuen Sie sich? von Eichborn: Natürlich, darüber kann man sich nur freuen, weil die Edition BoD ansonsten zuwenig wahrgenommen wird. Von Juni 2006 bis heute sind 33 Titel in der Edition BoD erschienen? Was eint die Bücher? von Eichborn: Sie hätten allesamt auch in einem Publikumsverlag erscheinen können. Sind sie aber nicht. von Eichborn: Natürlich entsprechen nicht alle BoD-Titel den Kriterien, nach denen Verlage ihre Programme auswählen. Aber es gibt durchaus auch Autoren, die bei BOD sind, weil ihnen dort keiner reinredet. Sie könnten doch auch die besten Bücher für einen neuen eigenen Verlag nehmen? von Eichborn: Mein Verlag Vitolibri - im Herbst 2009 soll übrigens das erste Programm erscheinen - konzentriert sich auf vergriffene Bücher und Regionalia. Im übrigen haben mich schon einige Verleger nach Top-BoD-Titeln gefragt, aber ich bin loyal. Ich gebe eine Edition heraus, Bücher an Verlage zu vermitteln ist nicht meine Aufgabe. 85.000 lieferbare Titel hält BoD mittlerweile vor; monatlich werden rund 500 Titel über BoD veröffentlicht. Wie finden Sie die »Rosinen«? von Eichborn: Die Kollegen aus Norderstedt schicken Vorschläge, parallel gehe ich die Novitätenlisten durch. Am Ende sind die Überschneidungen übrigens erstaunlich groß. Nach welchen Kriterien gehen Sie vor? von Eichborn: Ich achte auf Originalität und auf sprachliche Qualität. Was mir egal ist, ist das Niveau. Die Unterscheidung zwischen E- und U-Literatur leuchtet mir einfach nicht ein. Wie beurteilen Sie denn generell die Qualität der bei BoD veröffentlichten Titel? von Eichborn: Diese Frage spielt keine Rolle. Die Autoren können schreiben wie und was sie wollen, schließlich bezahlen sie für ihr Buch. Sie haben einmal gesagt, wir könnten heute gar nicht beurteilen, welche Autoren es später einmal zu Ruhm und Ehre bringen werden. Werden auch BoD-Autoren darunter sein? von Eichborn: Natürlich. Es gibt viele Bücher, die sind einfach zu intelligent um ökonomisch erfolgreich zu sein, z.B. der Roman "Aljoscha der Idiot" von Christian Erdmann. Der Roman ist 2005 bei BoD erschienen, im vergangenen Jahr haben wir das Buch in die Edition BoD aufgenommen. Je intelligenter, desto weniger Leser - so ist es eben.