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Zum Endspurt nachgelegt

30. Dezember 2008
Redaktion Börsenblatt
Entgegen permanenter Finanzkrisenszenarien, warnender Prognosen und unterschiedlicher Umsätze in den vier Adventswochen ist das Weihnachtsgeschäft 2008 für die stationären Buchhandlungen in Deutschland überwiegend positiv verlaufen. Gerade in den letzten Tagen vor Heiligabend kauften die Kunden noch einmal ordentlich Bücher ein.
"Das Umsatzziel ist erreicht – wir haben das Ergebnis von 2007 leicht überschritten", bilanziert Heinrich Riethmüller von der Osianderschen Buchhandlung in Tübingen das Weihnachtsgeschäft 2008. "Und schließlich entscheidet das Weihnachtsgeschäft über das Plus oder das Minus der Jahresbilanz." 30 Prozent des Jahresumsatzes wird bei Osiander zu Weihnachten gemacht. "Das Geschäft beeinflusst die Jahresbilanz auf jeden Fall positiv", meint auch Tanja Gredig, Filialleiterin der Mayerschen Buchhandlung in der Aachener Pontstraße so wie viele ihrer Sortimentskollegen. "Vom Weihnachtsgeschäft leben wir bis zum Sommer", so Marion Broschat, Inhaberin der Berliner Buchhandlung Pietsch. Auch für kleinere Buchhandlungen ist nach einer gestrigen Börsenblatt-Kurzumfrage in den einzelnen Bundesländern das Weihnachtsgeschäft – oftmals unerwartet – positiv verlaufen. Die meisten Buchhändler, so das Fazit, haben den Umsatz im Weihnachtsgeschäft zum Vorjahr halten können, stellenweise sogar ein Plus erwirtschaftet. "Wir haben ein leichtes Umsatzplus erzielt, worauf wir gar nicht gehofft haben. Denn die Miesmacherei in den Medien, das Heraufbeschwören schlechter Zeiten hat viele verunsichert", so Andrea Rüdiger, Filialleiterin von Thalia im rheinland-pfälzischen Frankenthal. Die meisten Buchhändler berichten, dass die stärksten Umsätze in der letzten sieben Tagen vor Heiligabend gemacht wurden. "Bücher sind oft ein Mitnahmeartikel, der bei vielen Kunden auf die Geschenke noch oben drauf gehört", meint Heinrich Riethmüller. "Zudem sind Bücher in den meisten Fällen bis ganz zum Schluss lieferbar - bei anderen Produkten, etwa Spielzeug, sind die Regale knapp vor Weihnachten oft ausgedünnt." Bei der Titelauswahl für den Gabentisch hat die Bedeutung der Bestsellerlisten weiter an Bedeutung zu. Die im "Börsenblatt" abgedruckten Listen werden dabei von Buchhändlern als Serviceleistung genutzt. "Wir haben ein ganzes Regal für die gelisteten Bestseller und haben dazu die Börsenblatt-Liste ausgehängt. Oftmals kopieren wir die Liste sogar für Kunden", so Christine Kleber, Inhaberin der Buchhandlung am Rathaus im baden-württembergischen Achern. Zu den Belletristik-Spitzentiteln gehörten bei den befragten Buchhändlern Uwe Tellkamps "Der Turm" (Suhrkamp), Charlotte Roches "Feuchtgebiete" (DuMont), Carlos Ruiz Zafóns "Das Spiel des Engels" (S.Fischer), Iny Lorentz‘ "Die Tochter der Wanderhure" (Droemer Knaur), Anna Gavaldas Roman "Alles Glück kommt nie" (Hanser) und Alan Bennetts (Die souveräne Leserin" (Wagenbach). Im Kinder- und Jugendbuch, das den Krimi und die Unterhaltung als stärkste Umsatzbringer verdrängt hat, liefen Christopher Paolinis dritten Eragon-Band "Eragon. Die Weisheit des Feuers" (cbt), Cornelia Funkes "Tintenherz"Trilogie (Dressler) und J.K.Rowlings neues Werk "Die Märchen von Beedle dem Barden" (Carlsen) wie geschnitten Brot. Der Sachbuchrenner war zweifelsohne Altkanzler Helmut Schmidts "Außer Dienst" (Siedler). Hörbücher und Hörbucheditionen haben unterschiedlich große Rollen gespielt: Je größer die Buchhandlung, um so mehr ist dieser Bereich ein Umsatzbringer. Für ca. jede zweite Buchhandlung gehören auch Regionalia zum festen Bestandteil des Weihnachtsgeschäfts.