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Bevor die Vereinigte Verlagsauslieferung (VVA) heute im „Volkspalast“ auf dem Areal der Alten Leipziger Messe die Sektkorken zum 50. Geburtstag knallen lässt, fand gestern auf dem Neuen Messegelände die 10. Sortimentertagung statt. Während man in den Anfangsjahren in Gütersloher Luft noch Existenzfragen wie die „Vermeidung von Kleinpackstücken“ beackerte, hob man in Leipzig das derzeit offensichtlich übermächtige Thema e-books aufs Schild. Geschäftsführer Stephan Schierke, der am Markterfolg der elektronischen Reader keinen Zweifel hat, wollte die Veranstaltung als „Wachmacher“ für die eingeladenen Buchhändler verstanden wissen: „Es wird nicht funktionieren, ein neues Produkt einfach in die alte Verkaufswelt hineinzupressen. Und das altbewährte Motto ‚Augen zu und durch’ bringt Sie nicht weiter.“ Was also tun? Unter dem Motto „Digitale Zukunft – Herausforderung oder Untergang“ waren vier Branchenköpfe eingeladen, ihre Sicht auf die schöne neue e-Content-Welt zu diskutieren.
Ruth Klinkenberg (Bücherstube Marga Schöller) übernahm dabei den Part der skeptischen Traditionalistin, die sich zwar „bei Libreka registrieren“ will, jedoch hofft, dass „das e-Book-Geschäft ein Teilgeschäft“ bleibt. Ihr deutlich technikbegeisterter (und selbst bloggender) Kollege Wieland Giebel (Berlin Story), der schon vor zehn Jahren zur CeBIT mit den Vorläufern der heutigen e-Reader hantierte, will auch nicht recht an den „Quantensprung“ glauben – setzt aber in seinem buchhändlerischen Alltag ohne Scheuklappen auf e-Content. Im Webshop seiner Buchhandlung realisiert er heute immerhin drei Prozent seines Gesamtumsatzes von rund 2,2 Millionen Euro. Der smarte Israeli Eyal Lahav, seit zehn Jahren CEO der polnischen Medienhandelskette Empik, verkörperte auf dem Podium den Prototypen des Pragmatikers, der sich ins neue e-Business mit der gleichen Verve stürzt, wie er neben seinen 136 Media-Filialen auch Sprachschulen und eine Kaffeehaus-Kette betreibt: „Wir mögen ein Geschäft nicht unbedingt wollen, aber wir müssen es pushen, um ‚top of mind’ zu sein. Das ist vielleicht paradox – aber wenn wir’s nicht machen, macht es ein anderer.“
Für Ralf Alkenbrecher (Verlagsberatung Digitale Medien), den die gegenwärtige Diskussion an die Debatten des anbrechenden Internet-Zeitalters erinnert („Machen Sie bitte nicht die gleichen Fehler wie damals!“) besteht kein Zweifel: Wer sich in Sachen e-Book als Buchhändler jetzt nicht engagiert, verliert langfristig. „Kunden erwarten Erklärung und Service, Beratung bei der Auswahl von e-Books. Hier können Sie Ihre klassischen Sortimenterfunktionen ausspielen.“ Publikumsorientierte Verlage, so Alkenbrecher, würden auch in Zukunft auf die Zusammenarbeit mit dem stationären Handel setzen. Zwei „Mutmach-Beispiele“ für produktiven Umgang mit digitalen Welten zog der Berater auch aus dem Hut: Das Internet-Projekt des AkS, das auf der kommenden Tagung im Mai vorgestellt werden soll und Buchhandlungen bei einheitlicher Software-Basis individualisierte Web-Lösungen bietet. Und ein von Alkenbrecher in Zusammenarbeit mit dem Branchen-Magazin „BuchMarkt“ entwickeltes Newsletter-Projekt: Es sieht vor, dass Buchhändler ihren registrierten e-Reader-Kunden einen monatlich erstellten Newsletter kostenlos zusenden lassen können. Die entsprechende Website (http://ebook-newsletter.de/) soll am 16. März frei geschaltet werden.
Trügen die Zeichen nicht, ist die digitale Zukunft im Moment eher Herausforderung. Doch Alkenbrecher nahm nicht zufällig das hübsche Bild von den Mäusen im Milchtrog auf. Wer nicht ordentlich strampelt, kann untergehen.