Sitzung des Sortimenter-Ausschusses in Frankfurt

Buchhändler diskutieren über BAG und Preise im Internet

11. November 2009
Redaktion Börsenblatt
Der neu gewählte Sortimenter-Ausschuss – kooptiert wurden am Morgen noch Anton Neugirg (Pustet), Maximilian Hugendubel (Hugendubel) und Detlev Büttner (Lehmanns) – debattierte heute Vormittag über die Zukunft  der Buchhändler-Abrechnungs-Gesellschaft (BAG) und die Korrektheit der gebundenen Preise im Internet.

"Einige Marktteilnehmer erwecken in ihren Werbungen und Katalogen nicht gerade den Eindruck, als gebe es feste Preise für Bücher in Deutschland", monierte der Halberstädter Buchhändler Wilfried Bengsch. "Da wird mit Wortschöpfungen wie 'unser Preis', 'jetzt 7,90 Euro' usw. geworben." Insbesondere missfiel den Sortimentern, dass im Netz günstigere Preise den Eindruck vermittelten, Bücher seien in bestimmten Shops billiger. "Wenn falsche Preise auf der Online-Seite eines Händlers stehen, kann das nicht hingenommen werden", forderte die Coburger Sortimenterin Irmgard Clausen. Stephan Jaenicke aus Detmold gab zu bedenken, dass einer Erhebung zufolge 1,8 Prozent der Bücherpreise im Netz falsch seien, und Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang legte dar, dass Preisbindungsverletzungen im Online-Handel wegen nicht richtig angegebener Preise bei einer Million lieferbarer Titel nie ganz zu vermeiden seien. Selten jedoch würden falsche Preise absichtlich ins Netz gestellt. Entscheidend sei, so die Sortimenter, dass man alle Online-Händler für korrekte Preise sensibilisiere, um den Eindruck zu vermeiden, es gebe unterschiedliche Preise für aktuelle Titel.

Beim Thema BAG umriss SoA-Vorsitzender Heinrich Riethmüller die Problemstellung: "Das Dilemma ist klar: Soll der Verband eine künftig defizitäre BAG stützen, weil sie für viele Marktteilnehmer wichtig ist? Reicht ein Appell an die Mitglieder des Börsenvereins aus, um  zu schwarzen Zahlen zu kommen?"BAG-Geschäftsführer Ronald Schild berichtete von einer Umfrage, nach der rund 1000 Befragte mehrheitlich die Zeitersparnis bei Buchungen, Zahlungsvorgängen etc. als wichtig betrachteten.  "Wir haben so gute Gründe für die BAG als nützliches Rationalisierungsangebot", unterstrich Irmgard Clausen. "Wenn Verlage nun eine Fängermentalität an den Tag legen und mit zwei Prozent Skonto locken, wenn man per Bankeinzug zahlt, muss man deutlicher die Langfristiglkeit verlässlicher Abrechnung vermitteln." 

Buchhandlungen könnten es sich nicht aussuchen, die Verlage entschieden nun mal, legte Thomas Wrensch aus Braunschweig ein weiteres Problemfeld offen. SoA-Chef Riethmüller nahm auch die Verlage in die Verantwortung: "Hätte die MVB damals nicht die BAG gerettet und wären Zahlungen ausgeblieben, dann wären viele Verlage in die Pleite gegangen. Ich finde es schon seltsam, wenn Verlage, die damals Solidarität eingefordert haben, nun die BAG nicht mehr interessiert und neue Geschäftsmodelle anbieten." Gemeinwohl gegen Wirtschaftlichkeit abzuwägen sei die grundsätzliche Frage, brachte Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder das Dilemma auf den Punkt. "Was sollen wir tun? Sind wir bereit draufzuzahlen, wenn andere Unternehmen ähnliche Angebote haben? Letztlich kann auch der Börsenverein die BAG zu einem Vereinszweck erklären, der jedes Jahr eine bestimmte Summe kostet, auch wenn ich nicht dafür wäre." Auch SoA-Vorstand Hartmut Falter wandte sich dagegen, durch Appelle in das Marktgeschehen einzugreifen: "Ich wüsste nicht, warum wir die BAG langfristig subventionieren sollten."

Am Nachmittag stehen im Sortimenter-Ausschuss die Themen libreka!, Ausbildung und die Zukunft des kleineren unabhängigen Buchhandels auf der Tagesordnung.