Durch den "Hype um die E-Books" stünde die VVA derzeit im Mittelpunkt der Konzernüberlegungen von Bertelsmann, sage Schierke. Unter dem Schlagwort "digitale VVA" formulierte er die Anforderungen an eine Verlagsauslieferung in diesem Zeitalter:
1. Verwaltung von Dokumenten: Zum Media Asset Management gehöre unter anderem die Bearbeitung von Medien- und Metadaten.
2. Bereitstellung und Auslieferung der Daten (Digital Asset Distribution).
3. Abrechnungs- und Informationsmanagement.
Die E-Book-Strategie seines Hauses sehe vor, dass die VVA als One-Stop-Shopping-Provider alles aus einer Hand liefere. "Content-Provider und Handelspartner benötigen für die digitale Distribution Aggregatoren."
Derzeit werde versucht, im Dialog mit allen Marktteilnehmern Standards zu setzen und vertragliche Grundlagen zu schaffen, so Schierke. Er selbst sei allerdings momentan gefühlt wieder eher beim gedruckten Buch, "das kann sich aber schon bald wieder ändern". Seine Einschätzung: "Auf absehbare Zeit wird sich das gedruckte Buch dominant halten."
Intensiv arbeite man bei der VVA auch am on-demand-Druck. "Bevor die Espresso-Book-Machine bei Ihnen im Laden steht, möchten wir Ihnen eine Lösung anbieten", sagte Schierke in Richtung der Sortimenter. Eine Bündelung mache auch hier einen Sinn – und für die Verlage sei der digitale Druck, vor allem bei sinkenden Auflagen, eine wichtige Lösung.
Die VVA-Bilanz für das Jahr 2009 fällt laut Unternehmenschef positiv aus. Man habe so viele Bücher wie noch nie ausgeliefert. Im Verteilungszentrum in Gütersloh habe es im November und Dezember ein "Rekordweihnachtsgeschäft" gegeben.
Zudem habe die VVA neue Kunden gewinnen können, darunter die Bruckmann-Gruppe, Brockhaus oder Schott. Neue Klienten kamen auch aus benachbarten Sortimenten: So lässt beispielsweise das Spielwarenunternehmen Amigo jetzt auch über die VVA ausliefern. Zugleich habe man Kunden verloren, darunter das Geo Center.
Wie die VVA bei Ihren Kunden im Buchhandel ankommt – das wurde mit einer groß angelegten Umfrage ermittelt, an der sich gut 600 Sortimenter beteiligt hätten. "Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden", bilanzierte Schierke, dessen Unternehmen in der Top 3 platziert ist.
Bei der Umfrage hätte sich unter anderem herausgestellt, dass eine Laufzeit von vier Tagen für die Buchhändler "in Ordnung" sei. Drei Tage benötige die VVA in der Regel. Auch die Zusatzleistungen kämen gut an, vor allem die Schnellschienen.
Beim Thema Mehrweg sind die Gütersloher noch nicht so weit wie andere Marktteilnehmer, es werde aber daran gearbeitet. "Ein Pfandsystem würde Sinn machen, dann gäbe es weniger oder keinen Schwund."
Nach dem Durchlauf durch die Aktivitäten der VVA machen sich die Buchhändler jetzt auf den Weg ins Kloster Andechs, wo sie eine Führung erwartet. Beim Abendessen zu Gast ist dann die Bergsteigerin Helga Hengge, die als erste deutsche Frau den Mount Everest bestiegen hat. Sie spricht zum Thema Herausforderungen.