Tatort Bürgersteig
Die Idee für den kriminellen Hingucker hatte Azubi Wolfgang Kramer. Dem ausgebildeten Schauspieler liegen dramatische Inszenierungen, und da er Krimifan ist, stand das Motiv unter dem Motto "Mordsschwul"schnell fest. Gemeinsam mit vier weiteren angehenden Buchhändlern von der Handelsschule Holzdamm setzte er das Projekt um, im Rahmen des Unterrichts. Der öffentliche Raum vor dem Geschäft sollte dabei ganz bewusst als "Tatort" in die Schaufenstergestaltung integriert werden. Da dem Männerschwarm die Nutzung des Bürgersteigs auf zwei Metern Tiefe im Mietvertrag zugesichert ist, brauchte dafür keine Extra-Genehmigung eingeholt zu werden – wer etwas Ähnliches vorhat, sollte vorher lieber bei der Stadtverwaltung anrufen.
Neugierige Passanten
Im Bau- und Bastelmarkt besorgten die Azubis für wenig Geld Arbeitsmittel wie Plastikknochen, blutrote Farbe und eine Spielzeugpistole. Dann ging es den Büchern im Schaufenster an den Kragen: Eines wurde mit einem großen Küchenmesser erdolcht, eines zerfetzt, einer DVD wurde eine Giftspritze injiziert, ein Thriller an einem aus Holzresten hergestellten Mini-Galgen erhängt, zwei Romane mit einer Dosis "tödlicher" Tabletten dekoriert, zwei weitere mit Handschellen aneinandergekettet. Die präparierten "Buchleichen" kamen mit unversehrten Exemplaren in ein Hängeregal – nicht ohne die vorgeschriebene Preisauszeichnung, diesmal in Form von Blutflecken aus rotem Karton. Bereits während das Team den Tatort herrichtete, wurde es von neugierigen Passanten beobachtet und angesprochen.
"Die blutrünstige Fensterdekoration fördert nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern hat auch Unterhaltungswert", meint Wuttke. Schon des Öfteren habe der Männerschwarm mit "exaltierter Schaufenstergestaltung" polarisiert. Dafür verkaufe sich ein Teil der ausgestellten Titel auffallend besser. Für zusätzliche Publicity sorgte ein Stadtteilmagazin, das die Aktion in einem Beitrag aufgriff– natürlich mit Foto.