Sie hatten in der Schweiz Jubelrufe erwartet? Lobpreisungen und Beifallsstürme? Weil sich die zuständige Kommission im Nationalrat für ein Preisbindungsgesetz ausgesprochen hat? Ha! Ein guter Witz. Das Gegenteil ist der Fall: Der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) macht die Rolle rückwärts – kein Freudensprung, sondern Fluchtreflex. Preisbindung? Haltet euch fern!
Der Sinneswandel im SBVV kommt nicht von ungefähr: Das Zuckertörtchen Preisbindung ist mit einem bitteren Guß verziert. Denn der aktuelle Gesetzesentwurf sieht vor, den Online-Handel von der Preisbindung auszunehmen (wir berichteten). Für den SBVV ein Desaster. Wie soll sich der stationäre Buchhandel behaupten können, wenn im Netz keine festen Preise gelten, im Laden aber schon? Da will der Verband lieber versuchen, den Gesetzentwurf nicht zum Vollzug zu bringen. Ein Kurs, den sich die SBVV-Vorsitzende Marianne Sax nun von der Generalversammlung absegnen ließ.
Und so kommt es, dass sich die SBVV-Generalversammlung gegen ein Gesetz stemmt, für das – in seiner ursprünglichen Idee – ihr Präsidium jahrelang Lobbyarbeit geleistet hatte, in der Kommission für Wettbewerb und Abgaben, im Nationalrat, im Ständerat, bei diversen Parlamentariern und allen, die auch nur im Entferntesten etwas für die Preisbindung hätten tun können. War all die Mühe vergeblich?
Auch die Gegner der Preisbindung sollten besser noch warten mit dem Applaus. Eine parlamentarische Schleife im Nationalrat gibt es ja noch. Und der SBVV will weiter kämpfen. Jubel nach Happy-End nicht ausgeschlossen. Theoretisch.