Urlaub im Antiquariat

"Der Sommer ist auch die Jahreszeit der Hobbyforscher"

29. April 2010
Redaktion Börsenblatt
Wie können sich Deutschlands Antiquare in den Sommermonaten vom Geschäft loseisen? Haben es reine Versandantiquariate leichter, in Urlaub zu gehen? Matthias Glatthor hat nachgefragt.

"Unsere Urlaubsplanung ist relativ einfach", erklärt Andreas S. Brahm von der Chimaira Buchhandels GmbH in Frankfurt-Heddernheim. Das Ladengeschäft führt neben einem allgemeinen Sortiment und Antiquariat vor allem antiquarische und aktuelle Fachliteratur zu Herpetologie, sprich Kriechtierkunde, Entomologie und Ichthylogie. Deshalb die Einschränkung: "Da wir auf die Teilnahme an möglichst vielen Fachveranstaltungen und -kongressen am Wochenende angewiesen sind, können wir nur Urlaub machen zu einer Zeit, in der möglichst wenig, oder gar keine solche Veranstaltungen stattfinden."

Für Brahm und Geschäftspartner Gerold Schipper bleiben so meist der Januar und Juli/August für den eigenen Urlaub. Wer wann an der Reihe sei, hänge davon ab, "wer die dringenderen familiären Verpflichtungen glaubhaft darstellen kann". Dies sei aber weder spektakulär noch besonders schwierig. Andererseits sei der Sommer die Jahreszeit der Hobby- und Freizeitforscher: gerade zur Reisezeit verspürt man beim Frankfurter Kriechtierspezialisten "eine verstärkte Nachfrage nach Herpetofaunen, sei es nun Griechenland, Zypern oder Sri Lanka". 

Urlaub per "Pause-Button"

Anders ist die Situation bei Versandantiquariaten. Auf den ersten Blick möchte man meinen, hier gehe es entspannter zu. Sicher kann ein Antiquar, der nur mit gedruckten Katalogen und Listen arbeitet, bequem eine Pause einplanen – er verschickt im Sommer einfach keine Angebote. Das Signum Antiquariat von Margrit und Gert Becker in Kronberg im Taunus – spezialisiert auf signierte Bücher – etwa erstellt regelmäßig Listen und unterhält bislang einen eigenen Online-Shop. Diesen können die beiden auch von in ihrem Zweitwohnsitz (mit Fotoantiquariat) in Österreich aus bedienen, Bestellungen bestätigen und Liefertermine nennen. Allerdings will man demnächst eine Hilfskraft in Kronberg einstellen, um  Bestellungen von dort schneller versenden zu können.

Antiquare, die auf mehreren Plattformen unterwegs sind, müssen in der Regel ihre Offerten – zumindest wenn es sich um Ein-Mann-Betriebe handelt – während längerer Reisen offline stellen (und Einnahmeausfälle einplanen). Amazon.de bietet für seine Marketplace-Händler beispielsweise eine "Urlaubseinstellung" – Angebote werden automatisch für einen angegebenen Zeitraum entfernt. Der "Urlaubs-Service" bei Booklooker funktioniert ähnlich; zusätzlich können einzelne Titel über einen "Pause-Button" in die Warteschleife geschoben werden.

Matthias Glatthor