Börsenverein

Branchenparlament plädiert für Referenzpreisdatenbank

29. April 2010
Redaktion Börsenblatt
Welcher Buchpreis ist verbindlich? Diese Frage stellt sich angesichts vieler abweichender Angaben in den gängigen Datenbanken. Im Branchenparlament, das heute in Frankfurt getagt hat, zeichnet sich nun eine Lösung ab: Das VLB könnte Referenzdatenbank werden.

Dieter Wallenfels, Preisbindungstreuhänder der Verlage, wies vor dem Branchenparlament darauf hin, dass Verlage den Preis bei der unveränderten Neuauflage eines Buches natürlich verändern könnten – dieser Preis müsse damit aber auch für die Restbestände der alten Auflage gelten. Was heißt: Der Handel hat die Pflicht, umzeichnen. Und auch in den Online-Datenbanken sind die Preise entsprechend abzuändern.

Werde einem Käufer der falsche Preis berechnet, löse dies Unterlassungsansprüche aus, warnte der Jurist: „Der Buchhandel agiert in einem solchen Fall schuldhaft und begeht eine rechtswidrige Handlung“. Mithin trügen die Händler das Risiko. Es seien bereits Abmahnanwälte unterwegs, die mit Unterlassungserklärungen hohe Kosten im Handel hervorrufen würden. Vor allem im Online-Buchhandel habe sich die Lage verschärft.

Wallenfels plädiert deshalb dafür, „diese Probleme auf ein Minimum zu reduzieren“. Dazu müsse sich die Branche selbst Regeln geben, „die klarstellen, welches verlässlich der aktuelle Preis ist“.

Wie sich das Problem lösen lässt – darin waren sich Sortimenter und Verleger im Branchenparlament bemerkenswert einig: Über eine Referenzdatenbank, genauer gesagt über das VLB. Die Verleger seien dazu aufgerufen, ihre Preise laufend an das VLB zu kommunizieren, betonte Heinrich Riethmüller (Osiander), Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses. Diese Angaben seien dann mit allen anderen Preisdatenbanken abzugleichen. "Das VLB ist dazu prädestiniert, die Preisinformationen für alle verbindlich zur Verfügung zu stellen", so auch Rüdiger Salat für den Verleger-Ausschuss

Etwas heterogener fiel das Meinungsbild im Zwischenbuchhandel aus. "Es muss eine Referenzdatenbank geben – wir sind uns nur nicht einig, welche",  berichtete Matthias Heinrich als Vorsitzender aus dem Ausschuss für den Zwischenbuchhandel. Bedenken äußerte im Branchenparlament vor allem Oliver Voerster von KNV: "Wir hätten dann zwar gleichgeschaltete Preisangaben – aber das heißt noch nicht, dass es auch die richtigen sind". Hinzu komme, dass die Verlage dem Thema Preismeldung längst nicht die Bedeutung zubilligen würden, die es eigentlich in der täglichen Arbeit haben müsse: "Seine Preise zu pflegen, das ist nicht nur eine Frage des Bewusstsein, sondern auch der Organisation", machte Voerster deutlich. Das Rennen müsse nicht zwangsläufig das VLB, sondern die Datenbank mit der besten Datenqualität machen.

Dass das VLB die einzige mögliche Adresse für eine Referenzdatenbank ist, unterstrich Buchhändler Manfred Keiper: "KNV fehlen schließlich eine halbe Million Titel in der Datenbank". Und für Voersters Kollegen Thomas Bez von Umbreit ist klar, dass sich die Verlage in Zukunft dann auch bei der Fakturierung an den VLB-Preis halten müssten: "Sonst hätten wir ja wieder nur eine Zwischenlösung".

Dass es nicht darum geht, in den Wettbewerb zwischen den Datenbanken des Zwischenbuchhandels einzugreifen, sondern darum, ein gravierendes Preisbindungsproblem zu lösen, betonten sowohl Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang als auch Christian Russ, neben Wallenfels weiterer Preisbindungstreuhänder der Verlage.  In Prozessen wird Russ immer mal wieder von Richtern gefragt, wie der Buchhandel denn die Preise korrekt recherchieren könne  – "und ich muss immer sagen, dass es keine entsprechende Datenbank gibt".

Am Ende der Branchenparlamentssitzung stand dann doch ein einstimmiger Beschluss – nämlich alle Aktivitäten zu unterstützen, die darauf abzielen, eine Referenzpreisdatenbank zu etablieren. Und dafür komme nur das VLB in Frage. Allerdings: Bei Planung und Umsetzung sollen Vorstand und Hauptamt "sämtliche Konsequenzen in Betracht ziehen". Was bedeutet es für das VLB, zur Referenzdatenbank zu werden? Hat die MVB genug Manpower, um ein solches Projekt zu stemmen? Fragen, die noch zu klären sind.

Im Wortlaut: Die heute verabschiedete Empfehlung des Branchenparlaments
zur Etablierung einer neutralen Preisdatenbank
 

  • "Das Branchenparlament unterstützt mit Nachdruck Aktivitäten, die darauf gerichtet sind, eine für alle Branchenteilnehmer verbindliche Referenzpreisdatenbank zu etablieren.
  • Als solche kommt aus Sicht des Branchenparlaments nur das VLB in Frage, das in seiner Funktion als für alle verfügbare vollständige Informationsquelle nochmals gestärkt wird, speziell im Zusammenhang mit den aktuellen Preisdiskussionen.
  • Bei Planung und Umsetzung müssen alle Aspekte rechtlicher und wirtschaftlicher Art Berücksichtigung finden."