Umfrage: Bücher reinigen

Um es gleich vorweg zuzugeben: diese Umfrage war offensichtlich nicht erfolgreich, die Beteiligung im Vergleich zu früheren Umfragen mau (die Anmerkungen eines leicht zu identifizierenden Teilnehmers schreiben wir uns hinter die Ohren). Einige Antworten – und nicht nur die ernst gemeinten – sollen hier dennoch veröffentlicht werden.

Wie (und wie oft) reinigen Sie die Buchbestände in Ihrem Lager?

Die Frage ist unglücklich gestellt. Wer mit gebrauchten neueren Büchern handelt, hat *völlig* andere Reinigungsprobleme als der Kollege, dessen Schwerpunkt auf älteren Beständen liegt. Wieder andere Reinigungsfragen tauchen im Edelantiquariat auf. Besonders wichtig ist die Unterscheidung von Kollegen mit Laden bzw. Lager mit Kundenzugang und den anderen, die ohne Außenzugang nach eigenem Geschmack arbeiten dürfen. Und innerhalb dieser 6 fein säuberlich zu unterscheidenden Betriebsarten ist zu differenzieren zwischen "Rücklager", "aktivem Zugriffslager", zwischen "Zimelienschrank" und "Flohmarktkisten". Wenn Sie diese Betriebsarten einzeln abfragen, erst dann erhalten Sie auswertbare Ergebnisse.

Bei jedem Ankauf: Staub entfernen, kleinere Mängel ausbessern, evtl. mit feuchtem Tuch reinigen, einfetten, Bücherfalz mit Pinsel reinigen. Vor jedem Verkauf wird nochmals der Zustand überprüft.

nie, bzw. nur bei Verkauf

gelegentliches Abstauben, besonders auch die Standflächen. Eher zufällig nach Bedarf. Besen, Feger.

Die Internetbestände werden nie gereinigt, da diese, vor der Einordnung ins Regal, luftdicht in Folie eingetütet werden und danach eine Reinigung nicht mehr nötig ist.
Bücher werden dann gereinigt, wenn sich die Eignung für irgendeinen Geschäftszweig erwiesen hat, ansonsten: Altpapiertonne.

Ladenbestände werden je nach Staubanfall abgesaugt und/oder mit einem breiten Pinsel entstaubt, da es nur der Schnitt ist, der verstärkt einstauben kann...

Bei den unbearbeiteten Druckwerken ist das "Nichtanrühren bis zur Bearbeitung" die beste Art vermehrte Verschmutzung zu vermeiden.

Nie. Bücher werden dann gesäubert, wenn es nötig ist, d.h. bevor sie in den Laden kommen, oder verschickt werden.

Ich packe Sie alle 3 Monate auf einen Rollcontainer und fahre Sie durch die Waschanlage. Schaumwäsche, Heißwachs. danach riechen sie auch frisch.

Im Lager: Nie
Im Laden: Alle 3 Monate absaugen. Lederbände bei Ankauf mit Balsam reinigen, mit Vaseline pflegen, danach alle 6 Monate.

- wenn nötig nach dem Ankauf immer
- einmalig

2mal. Einmal bei Ankauf, einmal vor Versand

Welche Mittel verwenden Sie zur Bücherpflege? Haben Sie Ihre entsprechenden Kenntnisse autodidaktisch erworben?

In der Bücherpflege gibt es kuriose Mythen, die sich seit Jahrzehnten bundesweit zäh halten, überwiegend aber auf Unfug beruhen. Das gilt für die speziellen Bücherpflegefette bis hin zu Apparaten zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit. Die Bibliotheksbranche, die hier ja zuständig ist, hat völlig disparate Grundsätze. - Die Frage muß auch hier unbedingt differenziert gestellt werden, um verwertbare Resukltate zu erzielen. Das reicht von Nachbinden/ Neubinden über einfache Pflege älterer Leder bis zu Spezialfragen wie "Einwickeln oder nicht?" (ich kenne bedeutende Kollegen, die jedes Buch im Lager einzeln eingeschlagen haben) und der immer noch offenen Frage, ob und wann stehend oder liegend aufbewahrt werden soll. Es gibt hier kurioserweise keine Möglichkeit, Kenntnisse zu erwerben. Die Meinungen in der Bücherpflegefrage gehen so weit auseinander, daß nur ein gemeinsames Ausdiskutieren in Fachseminaren - als Gemeinschaftsarbeit der Antiquare - zu halbwegs gesichertem und lernbarem Wissen führen kann. Das sollte dann auch formuliert, kodifiziert und mitgeteilt werden. Ein nützliches Arbeitsgebiet für den Börsenverein, denn nur er könnte *neutrale* Seminarräume dafür zur Verfügung stellen und *neutrale* Veranstaltungen dazu abhalten. Bis das geschehen ist, gibt es keine vernünftigen Tu-es oder Tu-es-nicht im Bereich der Buchpflege, die allseitig anerkannt werden können, nur Behauptungen und "Meinungen", die zum Teil schauerlich sind (etwa daß Lederbände am besten gar nicht einzufetten seien).

Staubsauger

Bücherpflegeseminar veranstaltet vom Fortbildungsasusschuss (Verband der Antiquare und Börsenverein); verwendete Produkte: Maroquin Lederfett; Maroquin Lederbalsam; Nischen-Produkte, Bücherleim von Planatol;

Leim, Lederbalsam und- fett, Radiergummi (weich), Bürsten, "Spüli" (für Schutzumschläge) derlei mehr. Durch Empfehlung und Anschauung bei Kollegen, Mundpropaganda

Bücherpflege findet nicht statt, da ein Buch nicht mit irgendwelchen Mitteln behandelt werden sollte. Ein Fleck auf dem Einband ist ein Fleck und Zeichen der Exemplargeschichte.... wenn es denn sein soll, so hat die Restauration eines wertvollen Buches eine Fachkraft zu übernehmen, nicht der buchhändlerische Laie.

Wenn man unbedingt gewisse "Unschönheiten" aufhübschen will, so kann man z.B. den Schnitt mit feinem Sandpapier abschleifen, einen kaschierten Einband mit feuchten Tüchern von der Patina der Jahrzehnte befreien... aber es ist nicht unbedingt die ehrlich Art. Bei Gerüchen hilft in vielen Fällen Katzenstreu, ist aber kein Allheilmittel. In 20% aller Fälle ist die Restmülltonne am hilfreichsten.

Hirnschmalz, man kann sehr viel kaputt reinigen ! Nein, nicht autodidaktisch. Ich blicke mit Stolz auf ein mehrjähriges, abgeschlossenes Hochschulstudium zurück, in dem ich zum Dipl.-Buchpfl. ausgebildet wurde, einerseits parktisch, andererseits aber auch theoretisch, hier einige Kursbeispiele: "Zen und die Kunst des Bücherreinigens", "Bücherreinigung im Wandel der Geschichte und der Systeme", "Methaphysik der Buchreinigung", "Rein, was ist das? Nicht nur, aber auch am Beispiel des Buches." und last, but not least: "Wie werde ich die Biester los? Bücherschädlinge beim Reinigen entfernen." Sorry, das mußte einfach mal sein.

- Leder/Pergament/Schweinsleder: "Maroquin-Lederpflege" in 2 Komponenten (Balsam & Vaseline)
- Wildleder: Wildlederbürste mit Gummilamellen
- Leinen: Bürste/Wildlederbürste/Radiergummi (Vinyl)
- Pappe/Papier: Radiergummi (Vinyl)
Autodidakt (Sohn eines Restaurators...)

Mit dem Blut von geschändeten und verpfiffenen Kummerkunden aus der Höfs-Runde, Sie Petze von einem "Redaktör"

Pinsel, Benutzung im Kindergarten erlernt