Die Sonntagsfrage: Frieder Trommer

„Die Übernahmen haben sich immer gelohnt“

16. Januar 2011
Redaktion Börsenblatt
Nach dem Kauf des insolventen Johannis Verlags im Herbst hat die Stiftung Christliche Medien (SCM) nun die Buchhandlung x-buch in Nagold übernommen – als siebte Filiale. Reicht der Direktvertrieb nicht mehr, brauchen Verlage wieder eigene stationäre Sortimente? Die Sonntagsfrage an Frieder Trommer (52)
, Geschäftsführer
 der Verlage und Firmen der SCM.
"Die verschiedenen Vertriebswege ergänzen sich, und die Unterstützung des stationären Buchhandels ist uns schon immer wichtig gewesen. Vier der sieben Buchhandlungen, die wir übernommen haben, sind alle auf uns zugekommen, und wir haben in jedem Jahr drei bis fünf Anfragen von Sortimenten – mal strebt ein Inhaber aus Altersgründen einen Wechsel an, mal sucht ein Neugründer Unterstützung, mal steckt eine Buchhandlung in finanziellen Schwierigkeiten. Da wir als christliche Unternehmensgruppe den Auftrag haben, christliche Literatur zu verbreiten, lohnt es sich eigentlich immer, auch angeschlagenen Buchhandlungen oder Verlagen zu helfen. Aber natürlich müssen die Unternehmen überlebensfähig sein, und sie müssen passen. Das war etwa beim Johannis Verlag der Fall, den wir im Herbst übernommen haben. Wir werden das umfangreiche Sortiment reduzieren und fokussieren uns auf die Segmente Geschenkbuch und  Karten; Romane und Sachbücher werden wir bei Hänssler integrieren.

Zurück zu den Buchhandlungen: Bislang haben sich die Übernahmen für uns gelohnt, weil wir dadurch erstens stärker mit unseren Büchern und Non-Books an der Basis präsent sein können und zweitens mit  Werbemitteln und Katalogen  usw. auf weitere Produkte von uns hinweisen können. Wir werden auch in  diesem Jahr wieder einige Anfragen prüfen; grundsätzlich sind wir offen, wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen stimmen, ganz unabhängig davon, ob der Laden in Mecklenburg oder Bayern liegt. Wir können uns sogar Franchise-Modelle vorstellen."

Was Synergien betrifft, spielt zum einen natürlich der Einkauf eine Rolle – wir verkaufen ja auch Produkte anderer Verlage –, aber wir können durch die stationären Läden mit Lesungen und Aktionen neue Kunden gewinnen. Bei uns bestellen ja mehr als 2000 Büchertische im Jahr ihre Bücher und Medien, und seit zwei Jahren sind wir mit dem SCM-TV-Shop fast täglich mit einer Sendung auf Bibel-TV  und ERF Eins , da ist die Resonanz groß. Die Umsätze mit unserem Webshop ist rasant gewachsen, rund zehn Prozent in jedem Jahr.

Die gesamte SCM-Gruppe mit Versandbuchhandlung, sieben Läden, Online-Shop, Auslieferung und sechs Verlagen hat im Geschäftsjahr 2010 27 Millionen Euro umgesetzt – das beste Jahr seit Gründung der Stiftung Christliche Medien im Jahr 2000.  Und wir sind Gott, unseren Mitarbeitern und Kunden dankbar, dass alle operativen Einheiten unserer Verlagsgruppe ein positives Ergebnis erwirtschaftet haben. 35 Prozent davon sind auf das Endkundengeschäft gefallen."