Meinung

Internet-Handel: Online Profil zeigen

20. Januar 2011
Redaktion Börsenblatt
Warum keine Buchhandlung auf eine gute Homepage mit Shop verzichten sollte. Von Susanne Martin.
Unser Einkaufs- und Informationsverhalten hat sich in den vergangenen Jahren gewaltig verändert – bei Bahnfahrten recherchiere ich schnell im Netz die passende Verbindung, über Urlaubsziele informiere ich mich online darüber, was die Orte so bieten. Als ich vor einiger Zeit nach einem Hotel für den Skiurlaub gesucht habe, bin ich auf eine ganz gruselige Homepage gestoßen. Vielleicht tue ich dem Hotel unrecht, weil es einen wunderbaren Service hat – aber ich kann ihn als potenzielle Kundin nicht erkennen. So habe ich weitergeklickt ...
Mit der Homepage einer Buchhandlung ist das nicht anders. Sie ist eine Visitenkarte, vermittelt einen ersten Eindruck von der Buchhandlung. Im Jahre 2011 brauchen stationäre Sortimente einen aussagekräftigen Auftritt im Netz. Das erwarten die Kunden – und keineswegs nur die jüngeren. Die meisten der knapp 300 Empfänger unseres Newsletters, den man per Klick auf der Website abonnieren kann, sind älter als 30 Jahre. Und wir haben eine ganze Reihe von Senioren, die stolz wie Oskar in der Buchhandlung verkünden, dass sie jetzt zum ersten Mal bei uns online bestellt haben.
Der eigene Internet-Auftritt ist letztlich auch eine Kundenerhaltungsmaßnahme. Ich werde mit ziemlicher Sicherheit keinen Amazon-Kunden abwerben – aber meine Stammkunden sehen, dass auch ich ihnen einen Bestellweg anbiete, über den sie nachts oder am Wochenende ihre Bücher ordern können. Die meisten kommen in die Buchhandlung, holen den Titel dort ab und stöbern dann noch in den Regalen – weil sie ganz gezielt ihre kleine Buchhandlung am Ort unterstützen möchten: Support your local hero!
Mit meiner Homepage kann ich auch neue Kunden gewinnen: Wer in eine andere Stadt zieht, orientiert sich zunächst einmal im Internet über das Angebot an Läden, Veranstaltungen, Institu­tionen. Mit einer attraktiven Website kann ich solche Neubürger als Kunden gewinnen. Das gilt auch für Jugendliche, denen wir zeigen, dass neben den bekannten Global Playern auch kleine Unternehmen im Netz aktiv sind. Bei uns können sie die Erfahrung machen, dass hinter einem Internet-Auftritt Orte und Menschen stehen, die sie kennen (oder kennenlernen können) – und dass E-Commerce auch bedeuten kann, die Vorteile des Internets mit persönlichen Begegnungen zu verknüpfen. Wir schalten Anzeigen mit unserer Internet-Adresse in Schülerzeitungen, und Schüler bestellen bei uns online ihren "Faust I". Kaum Umsatz, klar, aber die Schüler kennen unsere Buchhandlung. Und kommen wieder.
Klar ist: Dafür darf die Homepage keine 08/15-Seite sein – oder nur ein Shop, in dem man bestellt, ohne etwas über die Buchhandlung selbst zu erfahren. Was macht unseren Laden aus? Wo liegen die persönlichen Stärken? Kann der Kunde im Netz schon sehen, wer ihn im Laden bedienen wird? Darauf muss eine Buchhandlung Antworten liefern. Unser Team zeigt online Profil und Kompetenz – mit persönlichen Buchempfehlungen im Netz. Alle fünf Tage kommt ein neuer Tipp.
Sehr gelungen finde ich den Auftritt der Buchhandlung Rote Zora (www.rotezora.de) – auch wenn er ganz anders ist als unserer. Da spiegelt sich die Kreativität der Inhaberinnen wider. Auch buecherinsel.net und buecher-hoffmann.de setzen Benchmarks. Weil sie haargenau zum Laden passen. Mit dieser Individualität können wir unser Feld behaupten – und auch Umsatz machen.