Gerade in großen Städten wie Berlin, München oder Frankfurt gehen fremdsprachige Kinderbücher besonders gut – eilts sind die Käufer internationaler, teils lohnt es sich hohen Anzahl potenzieller Kunden eher. „Wir haben mit zwei Sprachen begonnen und das Sortiment inzwischen auf sechs Sprachen ausgeweitet, weil die Nachfrage gut war", berichtet Mariella Nagli, die seit drei Jahren ihre Buchhandlung Mundo Azul in Berlin betreibt. "Inzwischen kommen auch Kunden aus anderen Städten in die Hauptstadt, um bei uns internationale Bücher zu kaufen." Von den 5000 Titeln, die sie im Laden vorrätig hat, sind etwa 1500 fremdsprachig. Der größte Anteil fällt mit rund 80 Prozent auf das Kinderbuch, das vor allem in Englisch und Französisch nachgefragt wird. „Unter den Kunden sind viele bilinguale Familien, aber auch deutsche Eltern, die für ihre Kinder die Fremdsprachen entdeckt haben."
"Beliebt sind Titel, die sich auch in Deutsch gut verkaufen", erklärt Bianca Krömer vom Berliner Kulturkaufhaus Dussmann, das im Dezember einen 300 Quadratmeter großen English Bookshop mit 14.000 Quadratmetern eröffnet hat. Zu den Dussmann-Bestsellern gehören "Percy Jackson" und "Winnie-the-Pooh", aber auch ins Englische übersetzte Klassiker wie "Pippi Longstocking" oder Kindersachbücher zu Themen wie Körper, Ernährung und Geschichte. "In diesem Segment haben wir hervorragende Zuwüächse«, erklärt Kroemer. Bei Klaus Melchior, der sich in München mit seiner Buchhandlung Words' Worth auf englischsprachige Literatur spezialisiert hat, suchen die Kunden für den Nachwuchs eher Kinderbücher. "Da kommen viele Leser schon vor den weiterführenden Schulen mit Fremdsprachen in Berührung. Jenseits der 13-Jährigen wird es dafür schwieriger“, sagt Melchior.
Auch bei Dmitrij Anzupow der eines der größten Sortimente an russischen Büchern in seiner Frankfurter Buchhandlung Knizhnik vorrätig hat, sind Kinderbücher weit stärker gefragt als Titel für Jugendliche. „Bis zwölf Jahre gibt es ein großes Interesse. Danach sinkt die Nachfrage, weil es in Hessen kein Angebot für Russisch in weiterführenden Schulen gibt", sagt Dmitrij Anzupow. "Die Jugendlichen 'verlieren' dann ihre Muttersprache. Dafür ist der Kinderbuchbereich für unser Geschäft eine tragende Säule." Bei der international Buchhandlung Südseite in Frankfurt ist der Kinder- und Jugendbereich konstant geblieben. "Als Sprachen sind vor allem Italienisch, Französisch aber auch Polnisch und Russisch gefragt“, sagt Mitarbeiterin Brigitta Leiße.
Dass auch in kleineren Städten die Nachfrage nach fremdsprachiger Kinder- und Jugendliteratur steigt, bestätigt Sabine Körner von der Buchhandlung Spielewurm aus Pinneberg. "Das Interesse nimmt zu und das Angebot wird breiter. In manchen Sprachen wie Spanisch gibt es aber noch viel zu wenig." Stark ist beim Spielewurm auch der Jugendbereich, gerade bei Lesern, die schon zwei bis drei Jahre Erfahrung mit einer Fremdsprache haben. Nachgefragt werden zudem verstärkt türkische Kinder- und Jugendbücher, wo häufig noch beim Lesen Nachholbedarf besteht. "Dazu gehören auch türkische Ausgaben von Prinzessin Lillifee oder Wimmelbücher in deutsch und Türkisch", sagt Körner. Entscheidend ist, dass der Kunde die fremdsprachigen auch in der Angebotsfülle wirklich wahrnimmt."Reihen wie die deutsch-englischen Bücher von Langenscheidt kommen gut an. Es ist aber wichtig, wo sie im Laden plaziert sind", sagt Johanna Behr, die in der Buchhandlung Jakobi in Frankenberg für fremdsprachige Bücher zuständig ist.
Flächendeckend gibt es die Wahrnehmung, dass ältere Jugendliche ab 14 auch Originalversionen von Bestsellern wie "Harry Potter" lesen. "Das ist im Kommen", berichtet Kathrin Nehm, die als Auszubildende in der Hannoveraner Buchhandlung Lehmanns arbeitet. Und nicht nur hier werden für Schüler ab der sechsten Klasse auch leichte Titel zum Einstieg oder zur Verbesserung der Kenntnisse gekauft.