Als gelernter Gestalter liebe ich gute Gestaltung, schöne Bücher, aber auch meinen Apple und mein iPhone, um das gleich zu sagen. Als Werber liebe ich gute Kommunikation, und zwar begreife ich diese schon seit Jahren als eine ganzheitliche Aufgabe. Und inzwischen sollte das selbstverständlich sein.
Es mag ihn zwar geben, den Buchhändler, der schon mal einen Kaffee anbietet. Dennoch stehe ich jetzt vor dem gesichtslosen 60er-Jahre-Gebäude in der trostlosen Fußgängerzone. Und wieder: Die Schaufenstergestaltung hat den Namen nicht einmal verdient, sie hat den Charme einer Schraubenhandlung – vielleicht auch den einer Apotheke.
Im Eingangsbereich scheint gerade Schlussverkauf zu sein, also Augen zu und vorbei an den Grabbeltischen mit dem ganzen Ramsch und den Billigangeboten. Geschafft. Aber im Laden wieder nur Tische, Bücher über Bücher. Nur große Schlagwörter wie »Sachbuch« oder »Reise« helfen mir, mich einigermaßen zu orientieren und das richtige Regal zu finden, aber nichts als Buchrücken. Nach dem fünften Buch rette ich mich erschöpft zu einer Beratungsinsel.
Kundenorientierung, Architektur, Einrichtung, aktuelles Design und Gestaltung scheinen im Buchhandel ein Fremdwort zu sein. Und Ästhetik gar des Teufels. Aber ich bin ja schon mal dort. Also suchen wir weiter – ganz einfach ein schönes Buch zum Verschenken (denke, da bin ich nicht ganz allein). Aber warum finde ich keine Ecke nur mit schönen Büchern in einem Design-Preis-gekrönten-Moormann-Regal (kennen Sie doch)? Und vielleicht mit einem Cassina-Sofa und einer Philippe-Starck- oder Ingo-Maurer-Leuchte und mal einen tollen Blumenstrauß zwischen all den trockenen Seiten. Warum heißt mich keiner in der Welt des Schönen willkommen? Oder wollen Sie mich gleich ins Internet zum Stöbern und Kaufen schicken?
H&M macht es uns vor: Topmodels präsentieren auf großen Plakaten günstige Kleidung, sogar Sonia Rykiel und Karl Lagerfeld entwickeln eigene Kollektionen für H&M. So wird günstige Mode als hochwertig wahrgenommen und natürlich auch noch dementsprechend präsentiert. Schauen Sie doch mal in die Welten von Adidas und Nike. Ganz in Ihrer Nähe, sozusagen um die Ecke.
Aber auch der Mittelstand kann es, wie viele kleine Hotels, Küchenläden, Optiker, Bäcker, Blumenläden, Bistros und Friseure zeigen. Sie haben einfach den Mut zu einer eigenständigen Identität, einem eigenen, konsequenten Konzept und dem passenden Auftritt.
Also passen Sie doch einfach mal Ihre Form dem Inhalt an, den vielen schön gestalteten Buchtiteln, der ungewöhnlichen Typografie, den genialen Illustrationen und Fotografien, der Fadenheftung, den Leinenbänden, den feinen Papieren – von den engagierten Verlagen und Autoren ganz zu schweigen.
Oder mal anders sortiert: Die Sprachen versammeln sich in einer Bibliothek mit Kamin und die Krimis in einer dunklen Ecke – wie auch immer – raus aus dem Ramsch, der Langeweile, der Einrichtung der 60er Jahre mit dem grünen Teppichboden. Denn nicht alle Buchleser und -käufer tragen Kordhosen, selbst gehäkelte Wolljacken, waschen sich mit Kernseife und haben immer einen Weidenkorb bei sich.
Haben Sie Lust auf Gut oder Anders? Es tut gar nicht weh – versprochen.