Jahrestagung

LG Buch: Der Wind dreht sich

22. Mai 2011
Redaktion Börsenblatt
So viel Zuspruch war selten. Unternehmen, die mit den Mitgliedern der LG Buch ins Geschäft kommen wollen, haben sich gestern die Klinke in die Hand gegeben – am zweiten Tag der Jahrestagung in Bad Salzschlirf.
Sie müssten mehr leisten, Sie sollten dies und jenes tun. Anders als in den Vorjahren fiel dazu kein einziges Wort. Kein Partner forderte von den anwesenden Buchhändlern (rund 50 von insgesamt 200) diesmal mehr Verbindlichkeit ein – was unterm Strich wohl nur eines bedeuten kann: Die Balance zwischen der LG Buch und ihren Partner, zwischen Soll und Haben, ist wieder hergestellt.

Statt wie bei der Zukunftskonferenz im Februar noch einmal über Grundsätzliches zu verhandeln, ging es bei der Jahrestagung in erster Linie um Detailfragen. Zum Beispiel darum, wie sich Streuprospekte und Kundenkataloge noch stärker individualisieren lassen, welche Vorteile ein zentraler Wareneingang bei Umbreit hätte und was die BAG für die LG Buch-Mitglieder tut.

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Bücherbaukasten Motzet und Rossipaul sind langjährige Partner der LG Buch; Motzet mit seinem Katalog, Rossipaul mit seinen Streuprospekten. Nach Bad Salzschlirf sollten sie Ideen für neue Individualisierungsmöglichkeiten mitbringen. Allerdings zeigte sich: Erstens lässt sich schon aufgrund der Produktionsbedingungen bei einem Katalog mit kleiner Auflage deutlich mehr machen als bei einem Streuprospekt, der mehrere Hunderttausendmal gedruckt wird. Und zweitens erhöht sich auch der Preis – je mehr Seiten/Elemente Buchhändler selbst gestalten, umso teurer wird das Ganze. Klar, dass diese Tatsache nicht jedem schmeckte. Was indessen alle Mitglieder lobten: die Option, Katalog und Streuprospekt jetzt in den eigenen Internetauftritt integrieren zu können – inklusive Anbindung an den elektronischen Warenkorb.
 
Logistik
Umbreit, seit der Gründung vor 21 Jahren einer der wichtigsten Partner des Verbunds, präsentierte in Bad Salzschlirf ein erstes, grobes Konzept für einen zentralen Wareneingang. Wie berichtet, sollen ab 2012 zunächst Aktionstitel („Empfehlung des Monats“) zentral bestellt und ausgeliefert werden. Schritt für Schritt könne man dann ja weitere Ideen entwickeln, so der geschäftsführende Vorstand Michael Fürtjes. „Wenn die Abläufe erst einmal funktionieren, sind uns Tür und Tor geöffnet.“

Laut Solvey Munk, Vertriebsleiterin bei Umbreit, hätte ein zentraler Wareneingang für Einzeltitel vor allem zwei Vorteile: eine Rationalisierung der Abläufe bei Buchhandlungen und Verlagen – und damit bessere Konditionen für die LG Buch-Mitglieder. Noch im Juni soll sich die Projektgruppe treffen, um die Regeln im Detail festzuklopfen.  
 
Zahlungsabwicklung und Kredite
Oliver Recklies, Geschäftsführer der zur DZB Bank gehörenden BAG, hatte gleich drei Neuigkeiten für die LG Buch im Gepäck dabei:
  • Damit sie auch im Schulbuchgeschäft ihren finanziellen Spielraum behalten, stundet die BAG den LG Buch-Mitgliedern die Rechnungsbeträge  – für maximal vier Monate (vorausgesetzt sie können einen Schulbuchauftrag vorlegen).
  • Die E-Payment-Angebote der DZB Bank sollen auf die Buchbranche ausgeweitet werden – für alle, die Nutzer der BAG sind.
  • In Vorbereitung sind Recklies zufolge auch Finanzierungsangebote für ganz persönliche Zwecke (Privatdarlehen).   
Kommunikation und Internet
Anders als von vielen erwartet, war die neue Plattform der LG Buch, Sortimentus.de, in Bad Salzschlirf noch nicht zu besichten. „Wir wollten nicht mit halben Sachen hier zur Jahrestagung erscheinen“, erklärte Alexander Walther von Softlevel. Walther, der für Umbreit als IT-Dienstleister im Einsatz und zugleich Inhaber von Bücher-Walther in Zwönitz ist, hatte das Projektmanagement für die Kommunikationsplattform übernommen. Das Konzept werde jetzt neu aufgesetzt, so Walther; fertig sein soll Sortimentus.de dann bis Ende des Jahres.   

Walther macht für die LG Buch aber noch mehr. Im Auftrag der Mitglieder hat er sich in den vergangenen Monaten angesehen, welche Unternehmen Buchhändlern Webseiten bauen – und die Angebote miteinander verglichen. Seine Empfehlung: „Nutzen Sie das AKS-Projekt“ (siehe Link, unten).

Wer gestern noch persönlichen Kontakt zur LG Buch suchte:

  • 26 der rund 75 Mitgliedsverlage, darunter der LG Buch-Verlag des Jahres: Wagenbach. Auch eine Hausbörse, bei der die Partner Highlights aus ihren Programmen präsentieren konnten, wurde wieder eingerichtet.
  • die Deutsche Post (mit ihren Direktmarketing-Services),
  • der Versicherungsmakler Wulff und Partner,  
  • das Musikhaus Tonger aus Köln (Großhandel für Musik-CDs) und
  • Manfred Queisser, der den LB Buch-Mitgliedern eine besondere Erfindung vorstellte, die im Schulbuchgeschäft für Zusatzumsatz sorgen soll (Schutzumschläge für Bücher in verschiedenen Größen, Made in Germany).


Die Tagung der LG Buch geht heute mit der Generalversammlung zu Ende. Was hier unter anderem ansteht: Turnusgemäß wird ein neuer Aufsichtsrat gewählt.