Der entsprechende Antrag war von mehreren Mitgliedern des Arbeitskreises unabhängiger Sortimente gestellt worden. Buchhändlerin Andrea Nunne vom AKS-Sprecherkreis begründete den Antrag: Die Briefwahl sei vor einigen Jahren im Zuge der Verbandsreform in der Hoffnung abgeschafft worden, dass wieder mehr Buchhändler zur Hauptversammlung kommen würden. Doch diese Hoffnung habe sich nicht erfüllt, so Nunne. Sie plädierte dafür, die Vorstandswahlen via Briefwahl wieder auf eine breitere basisdemokratische Basis zu stellen.
Hans Freiwald, Vorsitzender im Landesverband Niedersachsen-Bremen, erinnerte als Gegenredner zum Antrag noch einmal an die Vorgeschichte: Es könne nicht sein, dass Personalentscheidungen durch die Briefwahl längst getroffen worden seien - und die Mitglieder auf der Hauptversammlung selbst eigentlich gar nicht mehr entscheiden könnten.
Hermann-Arndt Riethmüller (Osiander) machte deutlich, dass jeder, der nicht zur Hauptversammlung kommen könne, die Möglichkeit habe, seine Stimme einem anderen Mitglied zu übertragen - auch bei der Vorstandswahl. Andrea Nunne hielt allerdings dagegen, dass die Organisation dieser Stimmvertretungen mit einigem Aufwand verbunden sei - und Buchhändler einfach Rücksicht auf ihre Ladenöffnungszeiten zu nehmen hätten."Der Buchhandel ist hier unterrepräsentiert - und das finde ich nicht in Ordnung".
Thomas Bez (Umbreit) sprach sich gegen die Briefwahl aus: "Wir haben damals bei der Verbandsreform entschieden, die Basisdemokratie zu stärken - und damit die Hauptversammlung. Ich finde es nicht gut, jetzt wieder Stücke aus der Reform herauszubrechen". Davor warnte auch Albrecht Hauff (Thieme): "Die Briefwahl kann leichter missbraucht werden als die Stimmvertretung".
Die Berliner Buchhändlerin Ruth Klinkenberg sieht das Risiko dagegen eher bei der Stimmvertretung: "Ich gebe sie deshalb nicht gern und ich nehme sie auch nicht gern entgegen".
Hartwig Bögeholz (AUB) bedauerte, dass die Sortimenter zum Ausnahmefall auf der Hauptversammlung geworden seien. "Wenn sie gehört werden sollen, dann ist die Briefwahl das einzige Instrument, das uns zur Verfügung steht." Sein Buchhandelskollege Manfred Keiper sagte, dass es dem AKS ja gerade darum gehe, die Buchtage und die Hauptversammlung zu stärken - deshalb docke der AKS seine Jahrestagung 2012 an die Buchtage an. Er appellierte an die Hauptversammlung, nun auch dem AKS entgegenzukommen und dem Antrag auf Wiedereinführung der Briefwahl zuzustimmen.
Schatzmeister Jürgen Horbach plädierte dafür, die Hauptversammlung probehalber auf einen Sonntag zu verlegen - um damit allen Mitgliedern eine Teilnahme zu ermöglichen. Vorbild: Der Cantate-Sonntag, an dem die Börsenvereinsmitglieder früher schon zusammengekommen sind.
Verlegerin Reinhilde Ruprecht sprach sich ebenfalls für den Sonntag als neuen Termin für die Hauptversammlung aus und machte zugleich deutlich, dass sie als Verlegerin schon Stimmübertragungen von Sortimentern übernommen habe: "Wir hatten damit kein Problem". Buchhändler und Vorstandsmitglied Stephan Jaenicke betonte dagegen, dass der Sonntag nicht der einzige Grund für die mangelnde Präsenz des Sortiments sei. Auch die Kosten für Anreise und Übernachtung würden so manchen Buchhändler davon abhalten, nach Berlin zu reisen.
Karl-Peter Winters, Vorsitzender des Verleger-Ausschusses, erinnerte daran, dass die Teilnehmerzahlen aus dem Sortiment auch bei den Landesverbänden gering sei. Deshalb lasse sich die Frage der breiteren demokratischen Willensbildung nicht mit einer Briefwahl lösen, die nur alle drei Jahre stattfinde. Er könne sich eher mit einem Online-Votum anfreunden, bei dem die Argumente vorher im Netz ausgetauscht würden. Es gebe schon einige Verbände, die damit Erfahrungen gesammelt hätten.
"Wir ziehen die Mitglieder nicht nach Berlin, wenn sie nicht nach Berlin wollen", schaltete sich Hans Freiwald noch einmal in die Debatte ein: "Mir fallen auf Anhieb fünf Buchhandlungen in Hannover ein, die die personellen und finanziellen Kapazitäten dazu hätten, um hierher zu kommen - aber nicht hier sind." Freiwald brachte das frühere Rotationsprinzip der Hauptversammlungen ins Gespräch: Jahrelang war das Mitgliedertreffen des Börsenvereins immer im Wechsel in den verschiedenen Bundesländern zu Gast. Dadurch seien auch andere, neue Kollegen dort anzutreffen gewesen, so Freiwald.
Den Vorschlag, die Hauptversammlung auf den Sonntag zu legen, habe er schon vor einigen Jahren vorgetragen, so Buchhändler Manfred Keiper. Damals sei als Gegenargument vorgetragen worden, dass die Verleger diesen Termin nicht mittragen würden.
Über die Idee, den Sonntag als Tag für das Mitgliedertreffen festzulegen, wurde auf der Hauptversammlung nicht abgestimmt. Dafür soll nun erst einmal ein breiteres Meinungsbild bei den Mitgliedern eingeholt werden.