Buchpreisbindung Schweiz

SBVV nimmt Stellung gegen Referendum

5. Juli 2011
Redaktion Börsenblatt
Der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV hat heute Befürwortern einer Volksabstimmung gegen das Buchpreisbindungsgesetz vorgeworfen, die Abstimmung diene einzig den Partikularinteressen von Buchdiscountern wie Ex Libris. In einer Stellungnahme warb der SBVV für "Service public" und faire Preise und widerlegte die gegnerischen Argumente in vier Punkten.

Die von SBVV-Präsidentin Marianne Sax unterzeichnete Stellungnahme zum Referendum gegen das Buchpreisbindungsgesetz im Wortlaut:

"Das Referendum gegen das von National- und Ständerat im März verabschiedete Buchpreisbindungsgesetz dient einzig den Partikularinteressen von Buchdiscountern wie Ex Libris. Es erstaunt deshalb, dass sich die FDP vom Migros-Konzern für eine solch kulturfeindliche Aktion vor den Karren spannen lässt. In einem vollständig deregulierten Buchmarkt sind die Verlierer Schweizer Autorinnen und Autoren, Verlage und der Buchhandel – und damit die Leserinnen und Leser, die heute von einem breiten Angebot an Büchern und Buchhandlungen mit einem qualitativ hochstehenden Service profitieren. Die Schweizer Buchbranche wird sich in der kommenden Volksabstimmung geschlossen für den Schutz der kulturellen Vielfalt, einen starken "Service public" und für faire Buchpreise einsetzen.

Die Argumente der Buchpreisbindungsgegner halten einer seriösen Überprüfung nicht stand:

• Stichwort "staatlich diktierte Buchpreise" und "Buchkartell":
In kaum einer andern Branche findet so viel Wettbewerb statt wie im Buchmarkt. Jedes Jahr werden allein im deutschsprachigen Raum über 100.000 neue Titel publiziert. Verlage positionieren sich über Themen und unterschiedliche Preissegmente. Sie legen einen Preis für den Handel fest und nicht der Staat (wie beispielsweise auch die Zeitungen). Eine Konkurrenz über Inhalte führt zu Kreativität, Innovation und Vielfalt – ein reiner Preiswettbewerb des Handels stärkt die Marktmacht von Konzernen und Discountern und damit die Tendenz zur Monokultur des Mainstreams.

• Stichwort "Schaden für kleine Buchhandlungen":
Die Behauptung, die Preisbindung würde den kleineren und mittleren Buchhandlungen schaden, ist absurd. Die überwältigende Mehrheit der Buchhandlungen (hauptsächlich kleine und mittlere), aber auch Verlage sowie Autorinnen und Autoren stehen hinter der Preisbindung. In der ganzen Schweiz hat ausser Ex Libris nur ein einziges Unternehmen von über 500 Buchhandlungen aktiv Unterschriften gesammelt.

• Stichwort "weltfremde Online-Regelung":
Auch hier strafen die Fakten die Preisbindungs-Gegner in der Schweiz Lügen. In sämtlichen Nachbarländern, in die unsere drei sprachregionalen Buchmärkte integriert sind, gilt die Preisbindung auch für den Onlinehandel und wird von den Internethändlern eingehalten.

• Stichwort "Schröpfen der Konsumenten":
Bücher sind ein preiswertes Produkt – dies auch dank der Preisbindung. Ein E-Book oder Taschenbuch ist meist günstiger als ein Kinobesuch; ein gebundenes, schön gestaltetes Hardcover kostet seit Jahren um die 30 Franken. Kommt dazu, dass der Schweizer Buchhandel in den vergangenen Monaten – im Gegensatz zu vielen andern Branchen – die Preisvorteile durch den tiefen Eurokurs regelmässig an Kunden weitergegeben und die Preise gesenkt hat."