Erst kürzlich zog das Team um Marc Iven und Joachim Fürst aus der nahe gelegenen Carmerstraße 10, in der 1976 Autoren und Verleger, darunter Böll, Grass, Drewitz, Jandl, Wagenbach und der kürzlich verstorbene Vicco von Bülow, die Künstlersozietät gründeten, zum Else-Ury-Bogen Nr. 599-601. Die Buchhandlung führt nun, neben dem tradierten Sortiment aus Belletristik, Geisteswissenschaften, Lyrik und Werkausgaben, eine erweiterte Jugendbuchabteilung und erstmalig Kriminalromane sowie ausgesuchte Kochbücher.
Mitte September soll im dritten Bogen das angegliederte Literaturcafé eröffnet werden; genutzt wurde der Raum allerdings am vergangenen Donnerstag schon: Rund 160 Gäste feierten hier die Doppelpremiere. Mit dabei auch der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz, Schauspieler Ulrich Matthes, die Schriftsteller Adolf Musch, Bernd Cailloux, Barbara Bongartz und Friedrich von Borries, die Kulturjournalistin Manuela Reichart, Thomas Sparr vom Suhrkamp-Verlag und die Buchgestalterinnen Ina Munzinger und Katharina von Uslar.
Man lauschte den Lesungen aus der Anthologie „Geistesblüten“, die Beiträge von 71 höchst prominenten Kulturschaffenden von B bis Z – u. a. Louis Begley, Péter Esterházy, Jonathan Franzen, Peter Härtling, Elfriede Jelinek, Herta Müller, Dieter Nuhr, Hanna Schygulla, Juli Zeh – versammelt, und erfuhr so, was es eigentlich auf sich hat mit der Freiheit der Literatur und der Künste. Thomas Meinecke stellte seinen neuen Band „Lookalikes“ vor, veranlasste Fachsimpeleien über die darin enthaltenen Bezüge zu Hubert Fichte und ließ die Gesellschaft noch die Hüften wiegen, als er neben Eigenem seiner Band F.S.K. (Freiwillige Selbstkontrolle) auch Erykah Badu auflegte.
Zufrieden zeigte sich Pressereferent Christian Dunker mit der Veranstaltung und dem Umzug: „Wir können das Café als Ausstellungsfläche nutzen – den Beginn macht eine Installation von Franz Dinda – sowie für Buchpräsentationen und Feiern wie heute. Die Kundenreaktionen auf unseren Umzug sind positiv: Da ist die Freude übers bleibende Profil, die Räume werden als heller, offener, zugänglicher wahrgenommen, und die Sitzmöglichkeiten an den pflanzenbestückten Fenstern vermitteln ein Wintergarten-Gefühl. Und durch die gute Verkehrsanbindung haben wir, wie erhofft, schon jetzt mehr Laufkundschaft.“
Während im Hintergrund dezent klassische Musik läuft, kann künftig im Café, das inEigenregie geführt wird – zusätzliches Gastro-Personal verstärkt die Buchhändler – geführt wird, ab 8 Uhr gefrühstückt werden: Die Küche soll überwiegend Kleines und Französisches bieten. Der Durchgang zur Geisteswelt ist dann ab 10 Uhr offen.