Mediacampus Frankfurt

"Allen Betroffenen geht es deutlich besser"

1. November 2011
Redaktion Börsenblatt
Am vergangenen Wochenende war es am Mediacampus Frankfurt zu zahlreichen Fällen von Brechdurchfall gekommen. Die Untersuchungen des Gesundheitsamts hätten jetzt ergeben, dass Noroviren die Verursacher waren, so die Mitteilung des Börsenvereins. Inzwischen seien alle Betroffenen wieder auf dem Wege der Besserung. Zur aktuellen Situation führten wir ein Interview mit Monika Kolb-Klausch, der Bildungsdirektorin des Börsenvereins.
Frau Kolb-Klausch, wie geht es den Patienten?
Die gute Nachricht in der schlechten: Allen 53 Betroffenen geht es am heutigen Dienstag wieder deutlich besser; die meisten sind vollständig genesen. Alle, die vorübergehend stationär behandelt wurden, haben das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen. Neuerkrankungen sind seit Montagvormittag nicht mehr aufgetreten.

Ist die Ursache für die heftigen Brechdurchfälle aufgeklärt?
Ja. Der Leiter des Gesundheitsamts hat mir heute mitgeteilt, dass in mehreren der untersuchten Stuhlproben Noroviren gefunden wurden. Das erklärt nach Auffassung der Gesundheitsexperten die gesamte Symptomatik – den plötzlichen, recht heftigen und schnell wieder abklingenden Verlauf der Erkrankung – vollständig. Das Gesundheitsamt ist sich sicher, dass diese virale Infektion und nicht etwa ein Erreger in Lebensmitteln die Ursache für die Vorfälle des Wochenendes ist.

In welcher Weise ist der Unterricht auf dem Mediacampus beeinträchtigt?
Der gesamte Campus-Betrieb kann von uns aufrechterhalten werden. Nur am Samstag hatten wir, wegen der notwendigen Akut-Versorgung bei uns auf dem Gelände, Unterrichtsausfälle. Aus Gründen notwendiger Desinfektionen und aus Vorsicht haben wir unsere Bachelor-Studenten, die gerade angereist sind, für mindestens zwei Tage anderswo untergebracht. Sie kehren sobald als möglich auf den Campus zurück. Die nächsten Seminare, die Freitag bei uns beginnen, werden wir wieder auf unserem Gelände durchführen können. Jeder kann sicher sein, dass wir die Vorsichtsmaßnahmen der Gesundheitsbehörden aufs Penibelste einhalten.

Wie geht es den Seminarteilnehmern der vergangenen Woche, die noch vor Ausbruch der Virusinfektion abgereist waren?
Ich habe bei etwa zehn Unternehmen und Einzelpersonen angerufen. Alle waren vom Virus verschont geblieben und guter Dinge.

Wie muss man sich das vorstellen – 53 Schüler, Mitarbeiter, Gäste erkranken auf einen Schlag: Wie haben Sie die Akut-Versorgung organisiert?
Vergangenen Freitag etwa ab 19 Uhr traten die Symptome sehr rasch und in massiver Form auf. Wir hatten die ganze Nacht über mindestens zwei, oft mehr Krankenwagen auf dem Campus. Ärzte und Experten des Gesundheitsamts waren vor Ort. Wir haben Erstversorgungsräume für die weniger schweren Fälle eingerichtet; auch einen Schockraum für den Eventualfall einer Intensivversorgung, der zum Glück dann nicht gebraucht wurde. Vorbildlich haben alle gesunden Mitarbeiter und Schüler bei der Versorgung und Betreuung der Erkrankten geholfen. Alle waren sehr konzentriert, hilfsbereit, zugewandt. Zu keiner Zeit gab es so etwas wie Panik während dieser ereignisreichen Stunden. Auch die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden der Stadt Frankfurt, die wir sofort informiert haben, lief vorbildlich.

Ziehen Sie irgendwelche Lehren aus den Ereignissen?
Noroviren, gerade zu dieser Jahreszeit, sind so etwas wie höhere Gewalt. Das haben uns alle Gesundheitsexperten bestätigt. Man kann sich nicht zuverlässig vor ihnen schützen. Überall kann man sich einen solchen Erreger einfangen. In diesem ganzen Drama haben wir aber die großartige Erfahrung gemacht, wie wir alle uns aufeinander verlassen konnten; wie jeder das Beste zur Bewältigung der Krise beigetragen hat. Sowohl die menschliche Seite als auch die Professionalität der Beteiligten haben mich sehr beeindruckt.