Brauchen die deutschen Leser noch ein weiteres Fantasylabel? Davon gibt es ja im Moment nicht gerade wenig ...
Ivi wird kein reines Fantasy-Label sein. Wir wollen einerseits fantastische Stoffe, aber daneben auch Mainstream-Thriller ohne Fantasy-Elemente für junge Leserinnen und Leser bieten. Das ist ein sehr interessanter Markt, der sich in Zukunft vielversprechend entwickeln wird. Natürlich ist uns bewusst, dass wir uns mit ivi in einen Wettbewerb mit anderen Verlagen begeben, die mehr oder weniger erfolgreich im Young-Adult-Bereich agieren. Aber die Bestseller zeigen, dass Leser auch in Zeiten der Bücherflut Romane neuer Autoren für sich entdecken und diese zu großen Erfolgen führen können. Entscheidend ist die besondere inhaltliche Qualität, mit der ein Titel eine breite Leserschaft begeistert. Und da setzen wir mit ivi an: ein kleines Programm mit vier ausgesuchten Titeln, die Bestsellerpotential besitzen. Allen voran im ersten Programm unser Spitzentitel "Starters" von Lissa Price, ein futuristischer Thriller, der zu den höchstgehandelten Romanen der vergangenen Jahre gehört und bereits vor Erscheinen in 16 Ländern verkauft worden ist.
Ist ivi ein "Testballon" - will Piper mittelfristig ins Jugendbuch gehen? Oder wird einfach die All-Age-Welle genutzt?
All Age, Young Adult und Jugendbuch sind heutzutage keine scharf abgrenzbaren Begriffe mehr. Immer mehr Romane lassen die Grenzen verschwimmen, und auch die Buchkäufer interessieren sich herzlich wenig für Warengruppen. Aber natürlich ist eine Einordnung dennoch unerlässlich: Wir wenden uns mit ivi an Leserinnen und Leser ab 14 und an junge Erwachsene, die Titel stehen in der Warengruppe 260. Im besten Fall stehen die ivi-Romane auch im Erwachsenenbuch, "Starters" etwa ist ein Titel, der definitiv in beiden Kategorien funktioniert.
Wie grenzt sich Piper mit ivi von seinen Fantasytiteln für Erwachsene ab? Was wird künftig wo erscheinen?
Bei Piper Fantasy haben wir uns immer verstärkt an ein erwachsenes Publikum gewandt. Jüngere Stoffe haben dort manchmal nicht die Zielgruppen erreicht, die entsprechenden Kanäle standen uns einfach nicht zu Verfügung. Deswegen ist die Trennung klar: ivi steht für die jüngeren Stoffe, Piper Fantasy kann sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren.
Schaut man sich die Cover an, scheinen sie vor allem Mädchen anzusprechen. Richtet sich das Label explizit an die weibliche Zielgruppe?
Die weibliche Zielgruppe ist lesebegeisterter denn je, das zeigen die zahlreichen Bestseller. Wir schließen mit unseren Inhalten und der Gestaltung aber keine männlichen Leser aus.
Warum wird Fantasy derzeit so gerne gelesen - und welche Themen und Motive müssen darin vorkommen, dass die Bücher von 14-jährigen Mädchen ebenso verschlungen wird wie von 27-jährigen Frauen?
Es sind die großen Geschichten von Liebe, Tod, Verlust und Abenteuer, die zeitlos sind und die uns das ganze Leben begleiten. Es kommt einfach nur darauf an, ob sie gut gemacht sind. Dann ist es egal, ob die Protagonisten 16 oder 27 sind. Wir leiden und fiebern mit ihnen mit und vergessen im besten Fall, wie alt wir selbst sind.