Peter Haag, Kein & Aber
"Anfang September hat die Schweizer Nationalbank den Wechselkurs zum Euro bei einem Wert von 1,20 gedeckelt. Ziel war es, die Exportwirtschaft zu stützen – doch für uns ist die Lage nach wie vor fatal. Um wirklich unsere Kosten decken zu können, müsste der Kurs schon bei 1,30 bis 1,40 liegen: Wir machen etwa 85 Prozent unseres Umsatzes im Ausland.
Die einzige Möglichkeit, die wir haben, ist: Noch mehr unserer Kosten in den Euroraum auszulagern – nicht nur den Druck der Bücher, sondern auch die Druckvorstufe, Lektorat undsoweiter.
Die Situation im Schweizer Buchhandel halte ich für sehr gefährlich. Umsätze und Bücherpreise sinken, und damit auch die Margen der Händler. Sie kaufen deshalb vermehrt im Euroraum ein, re-importieren unsere Bücher – über KNV in Stuttgart. Der Reiz dabei: KNV liefert auf Basis deutscher Preise in Euro – da entstehen schnell Rabatte, die deutlich höher liegen als 50 Prozent. KNV verhält sich kontraproduktiv. Würde sich das Barsortiment an die Schweizer Preise halten, wäre für uns schon viel gewonnen."
Wendelin Hess, Echtzeit Verlag
"Für den Echtzeit Verlag ist der schwache Euro eher ein Glück, als ein Problem. Zum Glück, oder leider, je nach Position, verkaufen wir ja noch nicht so viele Bücher in Deutschland. Weil uns die Leute dort noch nicht so kennen, oder weil wir zum Start vor allem viel Schweizer Themen publiziert haben. Deshalb setzen wir – bei dem stabilisierten Kursverhältnis – jetzt unsere Preise für den deutschen Markt eher leicht zu hoch an. Der Effekt: Bei den Büchern, die wir in der Schweiz verkaufen, wird es für den Buchhandel uninteressant, sie parallel zu importieren. Anders gesagt: Es bringt Schweizer Buchhandlungen nichts, wenn sie unsere Bücher in Deutschland kaufen."
Peter Graf, Walde + Graf
"Der Druck des Marktes ist gut spürbar. Wir haben irgendwann mal die Ladenpreise definiert, so wie sie für uns kalkulierbar sind – dann hat der Euro an Wert verloren. Das ist ein Problem. Bücher in der Schweiz produzieren zu lassen, ist deshalb leider nicht mehr möglich: Ich kann nicht einfach ein paar tausend Franken mehr für die gleiche Qualität zahlen.
Man muss für die kommenden Programme überlegen: Wie hoch kann man den Ladenpreis ansetzen? Um eine bestimmte Schmerzgrenze vielleicht nicht zu überschreiten, aber doch auszuschöpfen, was möglich ist. Und dann muss man immer genau überlegen: Was muss das Buch, das für die Schweiz wichtig ist, hier kosten? Was darf das Buch, das eher in Deutschland funktionieren soll, kosten?
Wir überlegen jetzt sehr viel mehr, was den Preis eines einzelnen Buches angeht, und wie man den festlegt. Und wir denken auch stärker darüber nach, mit wem wir zusammenarbeiten können: Bestimmte Bücher machen wir zum Beispiel nur, wenn wir im Vorfeld wissen, dass wir die Taschenbuch-Lizenz schon verkauft haben und wir kooperieren können – etwa bei der Übersetzung."