Zu den Ritualen des Tagens und Diskutierens gehört in dieser Branche, dass nach der Versammlung stets jemand sagt, man solle nicht so viel quatschen, sondern endlich etwas tun. Irgendwie stimmt das ja auch. Der nächste kollegiale Treff ist allerdings meist schon terminiert, und wen stört das Ceterum censeo der Kritiker ...
Aber gerade ändert sich etwas. Die Unternehmen sind mit sich selbst beschäftigt. Sie suchen nach neuen Geschäftsmodellen, Partnerschaften, gelegentlich auch Standorten. Zum Diskutieren fehlt die Zeit. Unter hohem Veränderungsdruck arbeiten viele an ihrer Fitness für die zunehmend durch digitale Technik bestimmten Märkte. Stillstand fühlt sich anders an.
Der Buchhandel formatiert sich neu: Die Ketten machen Ernst mit dem Rückbau ihrer Verkaufsflächen für Bücher. "Multichannel" kennt heute jeder; viele können es bereits und gehen diesen Weg, Kunden immer und überall nahe zu sein. Die Konditionenfrage steht nach der treffenden
Analyse von Dieter Dausien hoch aktuell auf der Agenda. Die Verlage kümmern sich um eine Anpassung ihres Vertriebs an veränderte Bedürfnisse des Handels ebenso wie der Leser. Der Zwischenhandel zeigt sich dienstbereit jenseits vertrauter Branchengrenzen. Die Ordnung der Sparten altert im Zeitraffer.
Wie man in der Geschichte nachlesen kann, wähnt sich der Buchhandel gern in historischen (sprich: bedrohlichen) Zeiten. Viel spricht dafür, dass er nun tatsächlich eine erlebt. Als bedrohlich muss sie nicht empfunden werden. Das Angebot an Umstiegshilfen ist breit und reicht von Schulungen zum Reader-Verkauf bis zur praktikablen Webshop-Lösung. Verloren hat nur, wer nichts probiert.