Weinbücher

Geschmacksexpeditionen

18. November 2011
Redaktion Börsenblatt
Vergangene Woche ist der Gault Millau 2012 erschienen - mit den besten Weinen der Saison und zum ersten Mal auch als App. Ein Blick auf den Weinguide und weitere ausgewählte Weinbücher für Freaks und Sammler.

Ein Fazit der Vorkoster im Gault Millau: "2009 konnte man fast alles blind kaufen. 2010 trennt sich die Spreu vom Weizen". Diese Arbeit haben die Tester übernommen und 7.700 deutsche Weine zusammengetragen, die ein Schlückchen wert sind. 692 Weinbaubetriebe sind mit einer oder mehreren der begehrten Gault Millau-Trauben ausgezeichnet worden. "Winzer des Jahres" ist Matthias Müller vom gleichnamigen Weingut in Spay am Mittelrhein. Der "Aufsteiger des Jahres" kommt aus der Pfalz: Stephan Attmann vom Weingut von Winning - Dr. Deinhard in Deidesheim.

Nach dem Rückzug von Armin Diel vor drei Jahren hatte Joel Payne den Gault Millau, der im Christian Verlag erscheint, zunächst allein als Chefredakteur weiterbetreut, jetzt hat er Carsten Henn zu seinem Stellvertreter berufen. Neu: Der Gault Millau WeinGuide 2012 als App fürs iPhone, zum Preis von 7,99 Euro. Neben dem kompletten Inhalt der Buchausgabe und weiteren Informationen rund um die Weine bietet die App auch zusätzliche Funktionen zur Suche, zur Anfahrt und zur direkten Anwahl von Weingütern an.

Dass die deutschen Weinregionen mittlerweile viel zu bieten haben – das ist auch im neuen "Eichelmann" nachzulesen. Für den Weinführer „Eichelmann Deutsche Weine 2012“ (Mondo) wurden mehr als 13 000 Weine verkostet, das Motto der diesjährigen Präsentation und Prämierung lautet: „Große Weine, große Lagen“. Zudem erfreut Gerhard Eichelmann die Genießer von edlem Schaumwein mit einem fundierten „Champagner-Führer“. 

Eher für bibliophile Weinfreunde gemacht ist ein kleiner Wagenbach-Band: Es geht um Kühe, einen Killer – und um viel, viel Wein. Javier-Fernández de Castros Kurzroman „In Erinnerung an einen vorzüglichen Wein“ erzählt von einer Männerfreundschaft, die die Passion zum edlen Rebensaft geformt hat. Der Winzer Modesto Cumba ruft Ingenieur F.R. und den Verleger Santiago Malpás zu sich in eine Berghütte. Was immer auch passiert, eine gute Flasche Wein hat jeder von den dreien stets parat. De Castros Roman strahlt eine Sinnlichkeit und Gemütlichkeit aus, die den Leser wünschen lässt, dem trinkenden Dreierbund ebenfalls anzugehören.

Extreme Wein-Freaks gibt es aber auch in der Wirklichkeit. Der Franzose Michel-Jack Chasseuil ist einer von ihnen. In seinen Weinkellern von Fonfolet lagern 35 000 Bouteillen. „Die 100 wertvollsten Weine“ präsentiert er nun im gleichnamigen Bildband bei Heel – etwa einen Red Port / Massandra von 1891 oder einen Châtéau l’Evangile von 1961. Und penibel achtet Chausseil darauf, dass im Buch kein Weingut mehrmals vertreten ist.

Guter Wein sucht sich gern kulinarische Gesellschaft: In ihrem "Hallwag Handbuch Essen und Wein" gibt Weinfachfrau Natalie Lumpp Tipps für das Kombinieren edler Weine und leckerer Speisen, charmant garniert mit vielen Anekdoten. Ausgewählte Rezepte liefern konkrete und immer aktuelle Weinempfehlungen, die der Leser via QR-Code und iPhone abrufen und auch gleich bestellen kann.   

Einen „Genussführer für das Dolce Vita“ möchte Steffen Maus mit seinem Buch „Italiens Weinwelten“ (Gebrüder Kornmayer) liefern – statt Bestenlisten gibt es Geschichten und Fotos, die die Sinne ansprechen. Maus „Geschmacksexpedition“ fängt im Piemont und in der Lombardei an, führt über Südtirol nach Venetien, ins Friaul und in die Toskana und endet mit Apulien und Sizilien. Mit 587 Winzerempfehlungen ist Maus‘ Weinwelten-Buch rund um gelungen.

Wer allerdings die ganze Welt der Weine in Buchform bereisen will, der wird um die von Jim Gordons herausgegebene „Wein Enzyklopädie“ bei Dorling Kindersley nicht herumkommen. Über 3000 Erzeuger – von etablierten Spitzengütern bis zu vielversprechenden Aufsteigern – wurden geprüft. Und das betrifft eben nicht nur die klassischen Weinländer, sondern auch Nord- und Südamerika, Osteuropa, Südafrika, Australien und Neuseeland. Die beste Lektüre, um selbst zum reisenden (und trinkenden) „Wein-Enzyklopädisten“ zu werden.

Bibliografie:

  • Gault Millau WeinGuide Deutschland 2012, 914 S., 29,95 Euro, Christian Verlag
  • Gerhard Eichelmann: Eichelmann Deutschlands Weine 2012. Mondo, 960 S., 29,95 Euro
  • Gerhard Eichelmann: Champagner-Handbuch. Mondo. 413 Seiten.  29,95 Euro
  • Javier Fernández de Castro: In Erinnerung an einen vorzüglichen Wein. Aus dem Spanischen von Timo Berger. Wagenbach. 120 Seiten. 14,90 Euro.
  • Michel-Jack Chasseuil: Wein. Die 100 wertvollsten Weine der Welt. Heel. 248 Seiten. 49,95 Euro.
  • Natalie Lumpp: Das Hallwag-Handbuch Essen und Wein. Gräfe und Unzer, 384 Seiten, 25 Euro
  • Steffen Maus: Italiens Weinwelten. Gebrüder Kornmayer. 384 Seiten. 35 Euro.
  • Jim Gordon: Wein-Enzyklopädie. Die weltweit besten Winzer und ihre Weine. Dorling Kindersley. 600 Seiten. 59,90 Euro.
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