Interview mit Joerg Pfuhl

E-Reader befördern das Lesen bei Jungs

25. November 2011
Redaktion Börsenblatt
E-Books & Co. könnten potenzielle Leser vor allem beim Nachwuchs mobilisieren, meint Random House-CEO Joerg Pfuhl. boersenblatt.net fragte Pfuhl, der auch Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lesen ist, zu den Auswirkungen der Tablets auf das Lesen.

Wie verändern Tablet-PCs den Alltag und das Leseverhalten?
Grundlegend. Tablets können für Erwachsene zu einem neuen Medienzentrum werden. Ich kann mir den Alltag nicht mehr ohne Tablet vorstellen: Internet, E-Mails, Bücher oder Zeitschriften lesen bis hin zum Foto-Album oder als Video- und Spieleplattform für Kinder – alles auf einem Gerät. Zudem sind Tablets durch die Touch-Funktion und die Memory-Logik schon für die Kleinsten attraktiv, weil man in neuer Weise animierte Bilderbücher erleben kann.

Tablets als Leseförderer?
Eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Lesen in Schulklassen hat zu erstaunlichen Ergebnissen geführt: Wer ein Bücherregal und einen E-Reader zur Verfügung hat, lädt sehr viel mehr Bücher herunter, statt sie physisch auszuleihen. Besonders bei Jungen kann sich das lesefördernd auswirken – und diese Zielgruppe erreichen wir bislang häufig nur sehr eingeschränkt. In einer Klasse mit E-Readern luden 90 Prozent der Jungen mindestens ein Buch aus dem Internet herunter, wohingegen in einer Klasse, in der es nur ein Bücherregal gab, nur 75 Prozent der Jungen ein Buch ausliehen.

Werden App-Entwickler den Verlagen Konkurrenz machen, indem sie selbst Inhalte anbieten?
Es gibt bereits App-Entwickler, die alleine, ohne Verlage oder andere Partner interaktive Bücher für Tablets anbieten. Aber das bedeutet nicht nur stärkere Konkurrenz, sondern auch die Möglichkeit für neue Kooperationen.

Nehmen wir vielleicht 2021 hier am 12. Kindermedienkongress statt und Tablets werden eine noch geringere Rolle spielen als CD-ROMs heute?
Das ist nicht auszuschließen. Neue Entwicklungen und Erfindungen können unser Leseverhalten immer wieder verändern. Allerdings sind die Zeiträume aufgrund aufwändiger Hardware-Entwicklungen lang. E-Reader-Prototypen gab es schon vor über zehn Jahren. Ich schätze, dass wir in diesem und im nächsten Jahrzehnt hauptsächlich noch mit Tablets und entsprechenden Weiterentwicklungen zu tun haben werden.