Pressestimmen zur Insolvenz

Manroland: "Fall von außergewöhnlicher Höhe"

27. November 2011
Redaktion Börsenblatt
Der Druckmaschinen-Hersteller Manroland hat am Freitag Insolvenz angemeldet - die Medien machen sich auf die Suche nach den Gründen der Pleite.

Manroland ist weltweit der drittgrößte Hersteller von Druckmaschinen und verweist als Grund für den Insolvenzantrag auf einen "dramatischen Einbruch im Auftragseingang", der seit Juli zu beobachten sei. Von der Insolvenz sind 6.500 Mitarbeiter betroffen, davon 5.000 in den deutschen Werken in Augsburg, Offenbach und Plauen. Das Unternehmen, vor rund 150 Jahren gegründet, gehört MAN und Allianz Capital Partners und hat bereits in den vergangenen fünf Jahren kräftig Personal abgebaut. Die Eigentümer verweisen darauf, dass Gespräche mit potenziellen Investoren in der Vergangenheit gescheitert seien.

Noch im September hatte der Druckmaschinenbauer, der schon länger auf Sanierungskurs ist, ein Plus bei den Auftragszahlen für das erste Halbjahr 2011 zu Protokoll gegeben. Eine Kooperation mit dem Digitaldruckdienstleister Océ sollte zudem die Nachfrage nach Hybridprodukten bedienen - durch eine Kombination aus Digital- und Offsetdruck. 

Für die "FAZ" sagt der Gang zum Insolvenzgericht "viel über die Geschwindigkeit der digitalen Revolution, über die Fehleinschätzung des Finanzinvestors Allianz und über die Scheuklappen der Branche" aus. Manroland sei ein "Fall von außergewöhnlicher Höhe", denn in kaum einer anderen Branche dominiere Deutschland den Weltmarkt derart wie im Druckmaschinenbau. Doch die Unbesiegbarkeit der deutschen Maschinenbauer sei offenbar "nur ein Mythos".

Nach Ansicht des "Handelsblatts" wäre Schadenfreude bei den Konkurrenten KBA oder Heideldruck jetzt fehl am Platz, schließlich würden die beiden Firmen selbst Verluste schreiben. Se müssten nun aktiv daran arbeiten, dass die Überkapazitäten im Druckmaschinenbau abgebaut würden: "Mit der Pleite von Manroland wird dies nicht unbedingt der Fall sein", so das "Handelsblatt": "Der Markenname und die Technik von Manroland sind begehrt. Kauft die Assets ein finanzstarker Spieler, dann kann es für die beiden verbliebenen Anbieter schwer werden."

Manch andere Unternehmenspleiten in Deutschland hätten durch ein besseres Management abgewendet werden können, heißt es beim "Deutschlandfunk": "Bei Herstellern von Druckmaschinen liegt der Fall jedoch anders. Der größte Feind ist hier das Internet. Zeitungen müssen seit Jahren ihre Auflagen reduzieren, weil die Leser ins Netz abwandern. Und Anzeigekunden verlagern ihre Gelder zunehmend in digitale Werbung." Ausschau halten nach neuen Geschäftsfeldern, das sei jetzt die Devise, so der "Deutschlandfunk" - und verweist auf den Würzburger Manroland-Wettbewerber Koenig & Baur, der mit seinen Maschinen ein krisensicheres Produkt fertige: Geldscheine.