Buchmesse Guadalajara

„Die Autoren schreiben, wie sie wollen“

1. Dezember 2011
Redaktion Börsenblatt
Warum schlechte Verkaufszahlen auch eine gute Seite haben können. Ein Interview mit dem Berliner Literaturagenten Michael Gaeb auf der Buchmesse in Guadalajara.

Hat sich die Reise von Berlin nach Guadalajara bisher für Sie bezahlt gemacht?Guadalajara ist für mich in erster Linie eine Informationsmesse und die war tatsächlich sehr lohnend. Ich treffe hier Verleger aus ganz Lateinamerika und auch viele Spanier. Ich nehme ungefähr zehn Kilo Bücher mit nach Hause und eine Menge neue Adressen. Außerdem geht es für mich darum, neue Autoren zu akquirieren. Und ich denke, ich habe einige gefunden.

Deutschland ist dieses Jahr Ehrengast – hat das Einfluss auf Ihre Gespräche?Nein, eigentlich nicht. Ich werde nur häufiger als sonst nach Empfehlungen gefragt.

Welche Entdeckungen haben Sie gemacht?Ich habe zum Beispiel einen Verleger aus Venezuela kennen gelernt. Die dortige Literatur ist anders als in Ländern wie Mexiko oder Argentinien versteckt, die muss man erst einmal ans Licht holen.

Und was können wir erwarten?
Ich glaube, dass auch dort sehr gute Schriftsteller zu Hause sind. Das Besondere an der lateinamerikanischen Literatur insgesamt ist für mich, dass hier weniger der Mainstream bedient wird: Borges, Rulfo, Bolaño – das sind Namen, die man mit einem Erzählen verbindet, das es vor ihnen so nicht gab. In Europa und Nordamerika erzeugt der Druck des Marktes eine große Konformität. Hier, in Lateinamerika, ist der Markt unbedeutend, Literatur hat es schwer, egal wie eingängig sie ist. Das führt dazu, dass sich die Autoren weniger am Markt orientieren. Sie schreiben, wie sie wollen.