Warschauer Buchmesse 2012

Guten Tag, wie war Warschau?

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Wie war die dritte Buchmesse des Messeveranstalters Murator Expo für Verlage und Unternehmer? Boersenblatt.net hat nachgefragt.

Am Sonntag ist die dritte Warschauer Buchmesse zu Ende gegangen: Rund 40.000 Besucher strömten vom 9. bis zum 13. Mai in den Kulturpalast - ein Rekord - 2011 waren es 35.500. Schwerpunkte bei den Veranstaltungen waren das Thema Digitalisierung sowie Kinderbücher. Außerdem wurde über das ACTA-Abkommen und das Urheberrecht diskutiert. Rund 600 Veranstaltungen fanden statt: Lesungen, Podiumsdiskussionen, Präsentationen und ein ausgewähltes Programm für Fachbesucher aus Verlagen sowie für Bibliothekare.

400 Autoren besuchten Warschau, unter ihnen Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer, Hanna Krall, Olga Tokarczuk und Slywia Chutnik.

Auf der dritten Warschauer Buchmesse wurden die Nominierungen für zwei der wichtigsten Literaturpreise Polens bekanntgegeben: Unter 12 Finalisten wird am 7. Oktober der Gewinner des NIKE-Preises gekürt, bereits am 30. Juni werden 3 aus 30 Büchern mit dem Literaturpreis Gdynia ausgezeichnet. Als besondere Favoriten dürfen Filip Springer (Czarne), Magdalena Tulli (Nisza) und Krystyna Czerni (Znak) gelten, die jeweils für beide Preise nominiert sind.

Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, der in Berlin im Exil lebt, erhielt für sein Interviewband "Prowadzący umarłych" (Czarne) den Ryszard Kapuscinski-Preis für die beste Reportage. Auf deutsch erschienen seine Werke im S. Fischer Verlag.

Unter den Ausstellern war auch ein Gemeinschaftsstand der Frankfurter Buchmesse, die zwei Veranstaltungen organisierte: Eselsohrherausgeberin Christine Paxmann machte dem vorwiegend polnischen Fachpublikum neue Kinderbuchtrends aus Deutschland schmackhaft, außerdem fand eine Podiumsdiskussion mit Hoffmann & Campe-Geschäftsleiter Markus Klose Vertretern von Weltbild.Polska, der zum Thema E-Commerce statt. Mehrere Ausstellungen etwa zum Thema Fußballgeschichte und eine Comic-Messe ergänzten das Programm. Viel Beachtung fanden auch die Lesungen von Harald Welzer ("Das Ende der Welt, wie wir sie kannten"), organisiert von der S. Fischer Stiftung. Sämtliche Titel der polnischen Buchreihe Kroki/Schritte, insgesamt sind es 44, wurden am deutschen Gemeinschaftsstand präsentiert.

 

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Beata Sawon, Egmont.Polska:
"Die Warschauer Buchmesse ist eine Publikumsmesse für die polnischen Verlage: Lizenzen schließen wir in Frankfurt oder Bologna ab. Hier präsentieren wir unsere Novitäten und verkaufen an unserem Stand Bücher. Vor allem am Wochenende ist richtig viel los. Mit unserem zentral gelegenen Stand und dem Organisator Murator Expo sind wir vollkommen zufrieden. Vor allem den Kindern wollen wir etwas bieten: Viele unserer Autoren lesen am Stand und signieren alte oder gerade erworbene Bücher. Die Kinder lieben es mit den Autoren Fotos zu machen oder sie anzufassen. Diese Art des Begreifens ist sehr wichtig für sie – und niedlich ist es auch."

Cornelia Steuer, arsEdition:
"Die Buchmesse in Warschau ist vor allem eine nationale Angelegenheit und sicher keine Messe, auf die man jedes Jahr fahren muss. Im Lizenzgeschäft ist aber die Kontaktpflege sehr wichtig und hier hat man die Möglichkeit, viele Geschäftspartner und Kollegen zu treffen."

Maciej Blyniak, Kinderbuchverlag Wydawnictwo Dwie Siostry (Besucher der Happy Hour der Deutschen Verlage und Kinderbuchtrend-Veranstaltung):
"Der Besuch der Veranstaltung war sehr interessant – auch wenn ich den Vortrag insgesamt zu kurz fand: Ich hätte mir mehr Zeit für jedes Buch gewünscht. Es ist schön, die Bücher in die Hand zu nehmen. Außerdem ist es viel effektiver als sich ewig durch deutsche Verlagsseiten zu klicken. Ich habe schon einige Titel gefunden, die in unser Programm passen würden."

Jacek Kryg, Rebis Verlag:
"Es läuft immer besser auf der Buchmesse - für die Messe und für uns. Fantasy war immer ein großer Trend in Polen. Das spüren wir auch beim Verkauf."

Bartosz Kaminski, Weltbild.Polska:
"Murator macht einen vorbildlichen Job. Alles ist gut organisiert. Es gibt ein reichhaltiges Programm. Aussteller und Besucher werden gut informiert und überall hängen Pläne aus, die bei der Orientierung helfen."

Jolanta Chiczka-Kozlowska, Wydawnictwo Agnesa:
"Der Verkauf ist in diesem Jahr eher schleppend angelaufen. Aber wir haben sehr viele gute Kontakte geknüpft."

Francesca Bressan, Herder Verlag:
"Es gibt viele Gründe auf eine Messe zu fahren. Ob es sich lohnt, kann man oft erst zu einem späteren Zeitpunkt sehen."

Katarzyna Ostrowska, Express Map:
"Wir präsentieren hier unter anderem unsere Euromap 2012: Eine Karte für Stadttouristen anlässlich der EM 2012, die sehr gut ankommt. In Deutschland haben wir eine Verkaufsstelle im Kulturkaufhaus Dussmann, außerdem arbeiten wir gerade daran, Thalia als Partner zu gewinnen. In Frankreich kooperieren wir mit FNAC. Gegründet wurde unser Verlag übrigens erst in diesem Jahr."

Markus Klose, Geschäftsführer Hoffmann & Campe:
"Ich bin erst heute in Warschau angekommen und habe in einem Podium gesessen, wo ich mich den Fragen der polnischen Kollegen zum Thema Digitalisierung gestellt habe. Heute Abend muss ich leider auch schon wieder abreisen. Schade. Für unser Lektorat ist die Warschauer Messe aber sehr interessant, weil hier viele neue Titel vorgestellt werden und es einen regen Austausch gibt."

Yvonne Dierberger, KNV:
"Warschau ist die wichtigste Buchmesse Osteuropas. Wir  nutzen die Messe vor allem zur Kundenpflege, da viele unserer osteuropäischen Kunden vor Ort sind. Kleinere Unternehmen wie etwa Onlinehändler, Bibliothekslieferanten und Kleinfilialisten, die von uns deutsche, englische und französische Titel beziehen möchten, lassen sich noch hinzugewinnen. Aber der Markt ist endlich. Die großen Auslieferungen wie Azymut und Olesiejuk, die Nebenmärkte ebenso wie Empik beliefern, gehören bereits zu unserem Kundenstamm."