Die schönsten deutschen Bücher 2012

Alles passt!

6. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Großer Festakt für die schönsten Bücher: Drei Förderpreise für junge Buchgestaltung und der neu aufgesetzte "Preis der Stiftung Buchkunst 2012" wurden heute in Frankfurt verliehen: Mit Judith Schalanskys "Der Hals der Giraffe" (Suhrkamp) räumte eine im Buchhandel bekannte Favoritin den Hauptpreis ab.

"Bei diesem Buch passt einfach alles zusammen: das mutig ausgewählte, sehr raue 'Bibliotheksleinen', die grobe, fast ruppig wirkende Schrift für die Deckenprägung und der historisch wirkende Druck der Illustrationen. Das Buch hat keinen Schutzumschlag und erinnert in Material und Gestaltung an die enzyklopädischen Obsessionen des 19. Jahrhunderts – ein 'Bildungsroman' eben, den man sofort in die Hand nehmen und aufschlagen möchte – und eine Komposition aus elegantem Format, stimmigem Farbkonzept, klassischer Buchtypografie und vereinzelten Illustrationen", so urteilte die Jury (Julia Claren, Dussmann das KulturKaufhaus; Berlin Michael Lemling, Buchhandlung Lehmkuhl; München Michael Lenz, heine/lenz/zizka, Frankfurt am Main; Andreas Platthaus, FAZ; Julia Walch, Typografie & Herstellung, Bad Soden).

ZDF-Chefredakteur Peter Frey hielt die Laudatio auf Schalanskys Roman. Die Auszeichnung wurde erstmals für das Fernsehen aufgezeichnet und fand außerdem - ebenfalls eine Premiere - im Museum für Angewandte Kunst statt.

Nicht unbekannt ist, dass Autorin Judith Schalansky auch gleichzeitig als Grafikdesignerin arbeitet - im Börsenblatt 50 / 2011 erzählte sie bereits die Geschichte nach der Jagd nach dem perfekten Leinen für ihren Einband. Sie schrieb, illustrierte und gestaltete die Lektüre selbst. Bereits 2009 wurde Schalanksy für ihren "Atlas der abgelegenen Inseln" noch unter alten Wettbewerbsbedingungen ausgezeichnet. Schalanskys Roman nahm letztes Jahr am Wettbewerb zum Deutschen Buchpreis teil und schaffte es auf die Shortlist. Der Hauptpreis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Neu als eigenständige Kategorie wurden drei "Förderpreise für junge Buchgestaltung – das Buch von morgen" vergeben - dotiert mit jeweils 2.000 Euro.

"Nachtwandel"
von Katharina Triebe
Eigenverlag Katharina Triebe,Leipzig
Fotografien von Marcel Noack
Druck: apm. advertising print & more, Brehna Buchbindung: Grafische Werkstätten der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig
Satz und Typografie/Gestaltung: Katharina Triebe, Leipzig
Herstellung: Karla Fiedler, Leipzig
Preis: 50 Euro

"Fallen"
von Gian-Philip Andreas, Gesine Palmer
Eigenverlag Hans-Jörg Pochmann, Leipzig
Druck: Druckstudio Frankenstein GbR, Leipzig Buchbindung: Buchbindewerkstatt der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig
Satz, Typografie / Gestaltung: Hans-Jörg Pochmann, Leipzig
Herstellung: Karla Fiedler, Leipzig, Hans-Jörg Pochmann, Leipzig
Preis: 35 Euro

"LeibEigenschaften Der beschädigte Körper im Blick der Moderne"
Universität Bremen, Bremen
Druck und Buchbindung: Stürken Albrecht GmbH & Co. KG, Bremen
Typografie/Gestaltung: Tini Pittasch, Jens Schulz, Vivien Anders, Gregor Schreiter / Zwoacht, Bremen
Herstellung: Stürken Albrecht GmbH & Co. KG, Bremen ISBN: 978-3-88722-730-2 Preis: 8 Euro

Der Innovationspreis will neue "Ideen zu gedruckten Büchern und hybride Buchformen aufspüren" und "die Buchimpulse für morgen sichtbar machen." Aus 199 Einsendungen wählte am 16. Mai eine vom Vorstand der Stiftung Buchkunst berufene fünfköpfige Sonderjury die Förderpreise. Der Förderpreis ist vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit insgesamt 6.000 Euro dotiert und geht zu gleichen Teilen an drei Nachwuchsgestalter. (Jury: Demian Bern, Typograf; Prof. Dr. Isabel Naegele, Fachhochschule Mainz; Prof. Dirk Fütterer, Fachhochschule Bielefeld, Inst. für Buchgestaltung Bielefeld; Katja von Ruville, Buchgestalterin; Dr. Stefan Soltek, Klingspor Museum, Offenbach am Main).


Gewürdigt wurde außerdem die Shortlist der "Schönsten Bücher", die bereits im Mai bekannt gegeben wurde (hier einsehbar).

Eine Bildergalerie mit vielen Impressionen von der Preisverleihung finden Sie ab 6. September auf boersenblatt.net.

Zum Wettbewerb

Einsendeschluss für Bücher aus deutschen Verlagen mit Erscheinungsdatum zwischen 1. November 2010 und 31. März 2012 war der 31. März diesen Jahres. Neue Voraussetzung war, dass die Bücher im Handel erhältlich sind und die Auflage mindestens 500 Exemplare beträgt. Ausländische Verlage durften ebenfalls teilnehmen, wenn die technische Produktion ausschließlich in Deutschland erfolgte.

Insgesamt 25 Bücher aus fünf Kategorien erhielten das Prädikat "Die schönsten deutschen Bücher 2012" der Stifung Buchkunst. In einem dreistufigen Juryverfahren wurden diese aus 889 Einsendungen ausgewählt. Als Kriterien dienten Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung der Bücher. Sie erhalten nun einen Aufkleber, es wird einen Katalog der Fünf mal fünf schönsten Bücher und zahlreiche Ausstellungen geben.

Zuvor waren acht Kategorien ausgelobt, das Procedere war aufwändiger, am Ende standen 60 ausgezeichnete Bücher gleichberechtigt nebeneinander. Nun soll eine engere Auswahl und ein Hauptpreis mehr Anreiz für das Sortiment bieten, mit "dem schönen Buch" an sich zu werben - auch in eigener Sache.