Rolf Dobelli reagiert offensiv auf Plagiatsvorwurf

Der Leser als Richter

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Beststeller-Autor Rolf Dobelli soll an mehreren Stellen in "Die Kunst des klaren Denkens" abgekupfert haben, meint der mit ihm lange bekannte Autor Nassim Taleb ("Antifragilität"). Dobelli prüft die Vorwürfe öffentlich − und hat eingeräumt, nicht immer sauber zitiert zu haben.

Bestseller-Autor Rolf Dobelli, dessen Titel "Die Kunst des klaren Denkens" und "Die Kunst des klugen Handelns" (Carl Hanser Verlag) monatelang auf der Sachbuch-Bestsellerliste standen (letzter hält sich aktuell auf Platz 18), soll  u.a. aus dem "Black Swan"-Manuskript Nassim Talebs abgekupfert haben. An mehr als 23 Stellen soll sich Dobelli bedient haben, behauptet Taleb nach Lektüre der englischen Übersetzung öffentlich. "Lächerlich" findet Dobelli die meisten Vorwürfe − mit Ausnahme von fünf Fällen, bei denen er Stellen paraphrasiert oder die Quellen nicht richtig angegeben haben will.

Dafür hat Dobelli sich auf seiner Internetseite (und bei Taleb) öffentlich entschuldigt und seine Leser aufgerufen, ihm weitere "unsaubere" Stellen mitzuteilen, die die nächste Ausgabe seines Buches einfließen sollen.

Auf Facebook hat sich um Talebs Anklage eine Diskussion entsponnen − Empörung und müdes Kopfschütteln mischen sich unter den Kommentatoren. Zum großen Skandal taugt die Geschichte kaum. Jan Füchtjohann hatte bereits im März Taleb für die "Süddeutsche Zeitung"  porträtiert und dem "Antifragilität"-Autor einen Hang zum "Stinkefinger-Zeigen" sowie eine "übergeschnappte" Attitüde bescheinigt − weitestgehend im positiven Sinn.

Taleb hat die Leser aufgerufen, selbst über die Angelegenheit zu richten. Als moralische Anklage wollte der Autor seine Vorwürfe überigens nicht verstanden wissen, sondern "nur als Fakten".