Amtsantritt des neuen Vorstehers des Börsenvereins

Vier Fragen an Heinrich Riethmüller

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Am 19. Oktober tritt der Buchhändler Heinrich Riethmüller (58) sein Amt als neuer Vorsteher des Börsenvereins an. Die Amtszeit beträgt drei Jahre. Er folgt auf Gottfried Honnefelder, der den Verband seit 2006 geführt hat. Aus diesem Anlass hat der Börsenverein vier Fragen an Heinrich Riethmüller gestellt.

Warum haben Sie sich zum Vorsteher wählen lassen?

Weil ich unsere Branche in einem chancenreichen Veränderungsprozess unterstützen will und weil ich der Meinung bin, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn an der Spitze des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ein Buchhändler steht, der ein erfolgreiches Unternehmen führt. Der stationäre Buchhandel ist − auch wenn es hier und da anders gesehen wird − quicklebendig und kann mit Optimismus in die Zukunft schauen. Engagement für eine gute Sache gehört zum meinem Wertekanon − ich komme aus einer großen Familie, die sich schon immer gesellschaftspolitisch betätigt hat. Und außerdem lernt man in diesem Amt eine Menge und hat interessante Begegnungen und Erfahrungen.

Welche Bedeutung hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels?

Eine große. Der Börsenverein ist der wichtigste Interessen- und Kulturverband der Kreativwirtschaft, seine Mitglieder prägen und bereichern das kulturelle Leben in ganz Deutschland. Er vertritt die Interessen von über 3.500 Buchhandlungen und rund 1.900 Verlagen. Von der Politik und der Öffentlichkeit wird der Börsenverein mit seiner langen Tradition deshalb auch als der zentrale Ansprechpartner für alle Fragen rund ums Buch wahrgenommen.

Was ist die zentrale Aufgabe des Verbands für die nächsten fünf Jahre?

Der Börsenverein muss einen guten Weg finden zwischen Innovation und Tradition − das eine vorantreiben, ohne das andere zu vernachlässigen. Wir werden deutlich machen, dass der Erhalt eines guten Distributionsnetzes für Bücher in Zusammenarbeit mit den Verlagen in einer Wissens- und Bildungsgesellschaft extrem wichtig ist. Und dazu gehören selbstverständlich unsere zentralen Themen: Erhalt der Preisbindung auch für E-Books, der reduzierte Mehrwertsteuersatz und Leseförderung.

Warum hat der stationäre Buchhandel Zukunft?

Buchhandlungen sind kulturelle Treffpunkte für Menschen. Hier kann man, besser als im Netz, Entdeckungen machen, Autoren begegnen und vor allem die persönliche Beratung durch den Buchhändler oder die Buchhändlerin erfahren. Immer besser begreift der stationäre Buchhandel, welche Chancen er hat, wenn er alle Bezugskanäle bedienen kann: das Geschäft vor Ort genauso wie den eigenen Web-Shop. Denn Kunden wollen heute digital wie lokal einkaufen − und diese Kombination kann nur der stationäre Buchhandel bieten.

 

Heinrich Riethmüller ist seit 1983 geschäftsführender Gesellschafter der Tübinger Buchhandlung Osiander. Ehrenamtlich für die Buchbranche engagiert ist er seit 2001. Bis 2012 war er fünf Jahre Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein, zuvor von 2001 bis 2007 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS).