Digitales Wasserzeichen bietet mehr Sicherheit als Kopierschutz

13. Januar 2010
von Börsenblatt
In einem meiner letzten Beiträge habe ich umfangreich argumentiert, warum ein technisches Digital Rights Management (DRM) nicht nur einen minderwertigen Schutz digitaler Inhalte, sondern vielmehr eine Gefahr für den legalen Verkauf darstellt. Das muss und sollte allerdings nicht auf die Empfehlung herauslaufen, Inhalte völlig ungeschützt im Internet anzubieten.
Vielmehr bietet sich mit dem digitalen Wasserzeichen (auch soft, social oder psychologisches DRM genannt) eine ideale Möglichkeit, das Schützbedürfnis von Autoren und Verlagen mit einem Maximum an Kundenfreundlichkeit zu verbinden.

Das Wasserzeichen in seiner ursprünglichen, dinglichen Form ist uns allen von Geldscheinen oder Briefmarken her bestens bekannt. Auch in Textverarbeitungsprogrammen hat es Einzug gehalten und verziert seither viele Dokumente mit Bemerkungen wie ‘Entwurf’ oder ‘vertraulich’. Ebendieser Mechanismus wird bei PDF Dokumenten schon länger verwendet: Mit hellgrauer, halbtransparenter Schrift lassen sich Autoren- oder Käuferinformationen in den digitalen Dokumenten so hinterlegen, dass sie zwar erkennbar sind, aber beim Lesen kaum stören. Die Dokumente sind – anders als mit hartem DRM geschützte – ohne jede Einschränkung nutzbar. Insbesondere können sie kopiert und auf andere Lesegeräte übertragen werden. Das wirkt zwar wie ein Sicherheitsrisiko; dessen Relevanz dürfte in der Realität aber vernachlässigbar sein. Kaum jemand wird Dokumente, die erkennbar die eigenen persönlichen Daten enthalten, unerlaubt weitergeben.

libreka! hat zudem in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut ein System entwickelt, Wasserzeichen sicher in EPUB-Dateien zu integrieren. Kernstück des Systems sind unsichtbare Wasserzeichen, die durch Bild- und Textmodulation erzeugt werden. Sie sind für den Nutzer nur sehr schwer zu identifizieren. Der eigentliche Schutz besteht aber in der für den Nutzer unbekannten Anzahl dieser Wasserzeichen. Selbst wenn ein Raubkopierwilliger einige Wasserzeichen findet und entfernt, kann er nie sicher sein, wirklich alle Wasserzeichen gefunden zu haben. Mithin besteht ein sehr hohes Risiko bei einer unzulässigen Verbreitung des Dokuments die eigenen persönlichen Daten gleich mitzuliefern. Genau dieses Risiko für den Raubkopierer bietet den maximalen Schutz – und schlägt den in weniger als fünf Minuten knackbaren Kopierschutz um Längen.

Was meinen Sie? Ist mit Sicherungsmaßnahmen wie dem Digitalen Wasserzeichen der technische Kopierschutz überhaupt noch zeitgemäß?

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Ihr Ronald Schild